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Bewaffnung | Infrarot-Störeinrichtungen

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Störanlage ASO-2W

Die ASO-2W dient zum Schutz des Hubschraubers vor Vernichtung durch Feuer von Fla-Raketenkomplexen. Dazu zählen insbesondere die Systeme "Chaparral", "Redeye" und "Stinger". Die Schutzwirkung wird durch Verschießen von Infrarot-Störpatronen vom Typ PPI-26-1W erreicht.

Ungarische Mi-24 während einer Vorführung beim Abschuss der IR-Störpatronen (Bild: Alexander Hille/ Airliners.net)Nach dem Abschuss der Patronen und dem Zünden der Pyroladungen entsteht ein Scheinwärmeziel, das die IR-Zielsuchköpfe der Raketen vom Hubschrauber ablenkt. Das Verschießen der Patronen schützt mit einer Wahrscheinlichkeit von nahe 1 vor der Vernichtung durch die aufgeführten Raketentypen im gesamtem Geschwindigkeitsbereich bei bewölktem und trübem Wetter, in Mondnächten und an Sonnentagen zu jeder Tageszeit bei

  • einem Abschussintervall von 2 Sekunden in allen Flughöhen
  • einem Abschussintervall von 6 Sekunden in Flughöhen ab 1500m.

ASO-2W an einem Mi-17-Rumpf (Bild: valka.cz) Abschussvorrichtung an einer Mi-24W (Bild: valka.cz) AIR-Störpatrone (Bild: valka.cz) ASO-2W Infrarot-Patronenkassetten unter einer Mi-24D (Bild: valka.cz)Im Hubschrauber Mi-24(D) sind 2 Sätze der Störanlage unter dem Heckträger installiert. In späteren Versionen der Mi-24 sowie in anderen Versionen der Mi-8-Nachfolger werden die Abschussvorrichtungen z.T. im Rumpf verbaut. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass die Anlagen bei der Mi-24D (der ersten größeren Truppenvariante) nachgerüstet wurden, während sie bei den Nachfolgeversionen bereits in das Konzept der Zelle eingearbeitet wurden. Teilweise werden dann auch 3 Kassetten verbaut.
Eine anschauliche Übersicht ist hier auf valka.cz zu finden.

Zu jedem Satz gehören:

  • 2 Abschussvorrichtungen mit abnehmbaren Kassetten
  • 1 Bedienteil
  • 1 Zeitrelais
  • 1 Steuerblock
  • 1 Zusatzbedienteil.

Das Bedienteil und das Zusatzbedienteil befinden sich in der Kabine des 2.HSF.

Die Anlage gewährleistet das Verschießen von IR-Patronen in Serien zu 4 oder 16 Stück mit Zeitintervallen von 2 oder 6 Sekunden in der Serie. Dabei kann der Abschuss von einer Abschussvorrichtung erfolgen oder von beiden gemeinsam. Der Kampfsatz beträgt 128 Patronen.

Eine Mi-24 verschießt IR-Störpatronen in 2-Sekunden--Serien (ab Sekunde 25).

Hauptbedienteil

  • Haupt- und Zusatzbedienteil der IR-Störanlage in der Kabine des 2.HSFHauptbedienteil der ASO-2W in der Kabine des 2.HSF, rechte SeiteSchalter интервал (Intervall):
    Einstellen der Zeitintervalle für den Abschuss der Patronen in einer Serie (2 oder 6 Sekunden).
  • Schalter сериа (Serie):
    Einstellen der Anzahl der Patronen in einer Serie (4 oder 16 Patronen)
  • 2 Signallampen (rot):
    Anzeige des Abschusses der Patronen von der linken bzw. rechten Abschussvorrichtung nach Betätigung der Taste сброс (Abschuss). Die Lampen leuchten während des Abschusses und verlöschen nach Abgang der letzen Patrone der Serie.
  • Taste сброс (Abschuss):
    Abschießen der Patronenserie
  • 2 Schalter выкл. лев. борт / выкл. прав. борт (Ein/Aus links, Ein/Aus rechts)
    zur Vorwahl des Abschusses der Patronen von der linken, von der rechten oder von beiden Abschussvorrichtungen.

Zusatzbedienteil

Zusatzbedienteil ASO-2WDas Zusatzbedienteil entstand wahrscheinlich aus der Not heraus, da das normale Bedienteil in der vorderen Stellung des Sitzes nicht oder nur schlecht bedienbar ist. Seine Elemente haben die folgenden Funktionen:
  • Schalter лев. борт 1 / прав. борт 1:
    Vorwahl des Abschusses der Patronen von der linken oder der rechten Abschussvorrichtung des 1. Anlagensatzes.
  • Schalter лев. борт 2 / прав. борт 2:
    Vorwahl des Abschusses der Patronen von der linken oder der rechten Abschussvorrichtung des 2. Anlagensatzes.
  • Taste пуск (Abschuss):
    Auslösen des Abschusses einer Patronenserie.

Bei der Nutzung des Zusatzbedienteils werden die Anzahl der Patronen in der Serie sowie das Zeitintervall durch die Stellung der entsprechenden Schalter am Hauptbedienteil bestimmt.

Einsatzgrundsätze

Die Vorbereitung der Besatzung zum Einsatz der Störanlage orientiert sich an folgenden Punkten:

  • Studium und Analyse der Luftverteidigung des Gegners im Raum der bevorstehenden Gefechtshandlungen, insbesondere auf der Flugstrecke
  • Präzisierung der Flugstrecke und des Flugprofils
  • Festlegen der Abschnitte für den Einsatz der IR-Patronen, das Eintragen dieser Abschnitte in die Flugkarte und die Berechnung der Serien und Patronenzahl
  • Berechnung der erforderlichen Gesamtzahl an IR-Patronen für den Gefechtsflug
  • Festlegen der Ausgangsstellung der Bedienelemente.

Zur Beurteilung des Gegners sind die Standorte und Vernichtungszonen der Fla-Raketenkomplexe zu ermitteln und in die Karte einzutragen. Bei unbekanntem Standort werden die durch die Mittel gedeckten Räume ermittelt. Die Flugstrecke und das Flugprofil sind zu präzisieren.

Standorte der mit Fla-Raketen mit IR-Zielsuchköpfen ausgerüsteten Komplexe sind nach Richtung oder Höhe zu umfliegen. Das Umfliegen nach der Richtung hat in einer Entfernung von mindestens 4000m zu erfolgen. Beim Überfliegen ist eine Mindesthöhe von 3000m erforderlich.

Bei unbekanntem Standort eines Fla-Raketen-Komplexes ist die Flugstrecke im Raum der wahrscheinlichen Gegenwirkung nach Möglichkeit über Gelände zu legen, in dem der Einsatz der Komplexe nur schwer möglich ist (Waldmassive, Moore, Schluchten, Flussniederungen). Nach Präzisierung der Flugstrecke sind die Abschnitte der erwarteten Gegenwirkung durch "Redeye", "Chaparral" und "Stinger" erneut zu ermitteln und in der Karte zu vermerken. Daraufhin ist die für den Schutz des Hubschraubers erforderliche Anzahl an IR-Patronen zu berechnen. Dabei ist unbedingt eine Reserve zu belassen für den Fall, dass der Start einer Fla-Rakete gegen den Hubschrauber erkannt oder eine entsprechende Information von einer in der Luft befindlichen Besatzung gegeben wird.

Üblicherweise sollte eine Reserve von 16 Patronen verbleiben. Mit dem verbleibenden Kampfsatz von 112 Patronen können folgende Flugstrecken abgesichert werden:

Länge der gedeckten Strecke in Abhängigkeit von Flugstrecke und -höhe bei einem Kampfsatz von 112 Patronen
  Länge des gedeckten Abschnittes in Kilometern
Fluggeschwindigkeit [km/h] Abschussintervall 2s, Flughöhe bis 1500m Abschussintervall 6s, Flughöhe über 1500m
100 6,2 18,5
120 7,4 22,2
140 8,6 25,9
160 9,6 29,6
180 11,1 33,3
200 12,3 37,0
220 13,6 40,7
240 14,8 44,4
260 16,0 48,1
280 17,3 51,8
300 18,5 55,5

Reicht der zur Verfügung stehende Kampfsatz nicht zum vollständigen Schutz des Hubschraubers auf allen Streckenabschnitten aus, so ist er vorrangig einzusetzen

  • beim Angriff und beim Herausgehen aus dem Angriff
  • auf Abschnitten, auf denen der Geländehintergrund und das Relief nur bedingten oder keinen Schutz vor Fla-Raketen bieten.

Ein Raum mit Fla-Raketenstellungen mit IR-Zielsuchköpfen ist am zweckmäßigsten aus Richtung der Sonne, vor dem Hintergrund mächtiger Haufenwolken oder vor Bränden zu umfliegen.

Die Linien für den Beginn des Einsatzes der Patronen sind folgendermaßen festzulegen:

  • beim Angriff auf das Ziel- Beginn des Manövers zum Angriff
  • auf der Flugstrecke - 7...10s vor dem Einflug in die Vernichtungszone des Fla-Raketenkomplexes.

Die Linien für das Ende des Einsatzes der Patronen sind folgendermaßen festzulegen:

  • nach dem Herausgehen aus dem Angriff in durchschnittenem Gelände - nach Abkurven hinter ein abschirmendes Hindernis
  • beim Herausgehen aus dem Angriff in ebenem Gelände- in einer Entfernung von 3000m zu Ziel
  • auf der Flugstrecke- 7...10s nach dem Verlassen der Vernichtungszone des Fla-Raketenkomplexes.

Beim Feststellen des Starts einer Fla-Rakete ist sofort eine Serie von 4 IR-Patronen mit einem Abschussintervall von 2s abzuschießen.

Beim Gefechtsflug sind die Patronen an den festgelegten Linien abzuschießen. Dabei darf das Intervall zwischen den Serien nicht größer sein als das Intervall innerhalb der Serien.

Quellen und Literatur

  • A 111/1/310 Hubschrauber Mi-24D, Gefechtseinsatz (VVS-Nr. C484417)

Störanlage SOÄP-W1AÄ

Strahler der IR-Störanlage an einer tschechischen Mi-24Die Anlage zur optoelektronischen Niederhaltung dient zum Schutz des Hubschraubers vor der Fla-Rakete "Redeye". Die Störanlage sendet amplitudenmodulierte Störungen aus, um gegen die IR-Zielsuchköpfe mit Amplituden-Phasenbearbeitung des Signals zu wirken.

Die Störanlage besteht aus dem Bedienteil in der Kabine des 2.HSF und dem Strahler auf dem hinteren Rumpfrücken.

Der Strahler

Bestandteile der Störanlage: Bedienteil und StrahlerDer Strahler erzeugt eine amplitudenmodulierte Infrarot-Strahlung im Winkelbereich von 0°...330° in der Horizontalebene und +10°...-30° in der Vertikalen.

Er besteht aus

  • Quarzheizgerät
  • 2 konischen Spiegelreflektoren
  • 1 bewegliches und ein starres Modulationsgitter
  • Verkleidung und Stabilisierungsblock.

In der Mitte der oberen Grundplatte des Strahlers befindet sich das Heizgerät für den Dauerbetrieb. die beiden konischen Spiegel ober- und unterhalb des Quarzheizgerätes erzeugen das Richtdiagramm der Infrarotstrahlung. Die Modulationsgitter sind dünnwandige Zylinder, die ineinander sitzen und die gleiche Zahl an Zwischenräumen und Schlitzen haben. Die Modulation der Strahlung erfolgt durch Drehung des beweglichen Modulationsgitters bezüglich des starren.
Zur Abschirmung der Strahlung im sichtbaren Bereich ist der Strahler außen mit einzelnen Platten aus optisch dichter Keramik verkleidet. Zum Schutz der Keramik-Verkleidung (Schmutz, Beschädigung) wird am Boden und bei Flügen ohne Einsatz des Strahlers eine Metallschutzhaube auf den Strahler aufgesetzt.

Arbeitsprinzip

Der Strahler sendet IR-Impulsfolgen mit bestimmter Intensität und Folgefrequenz aus. Die Impulsfolgefrequenz (Modulationsfrequenz) wird durch die Drehgeschwindigkeit des beweglichen Modulationsgitters bestimmt. Der Wert der eingestellten Frequenz muss der Frequenz, für welche der IR-Zielsuchkopf der Rakete ausgelegt ist, entsprechen. Die Modulationsfrequenz wird mit einem separaten Schalter an der unteren Grundplatte des Strahlers vom ITP eingestellt und vom Stabilisierungsblock konstant gehalten.

Bedienung

Bedienteil IR-Störanlage in einer ansonsten ziemlich demontierten Mi-24D (FP-Museum Cottbus)Beim Schalten des Schalter "питание Л166в - контроль ламп" ("Versorgung L166W"-"Kontrolle Lampen") auf "питание Л166в" wird die Bordnetzspannung angelegt. Die Aufwärmphase dauert 2...5 Minuten, danach ist das Gerät einsatzbereit, was mit Aufleuchten der Lampe "работа" ("Arbeit") signalisiert wird.

Bei Ausfall des Strahler leuchtet die rote Signallampe "отказ" ("Ausfall") auf. Daraufhin werden alle Speisespannungen abgeschaltet.

Die Kontrolle der Funktionstüchtigkeit erfolgt durch Kontrolle der Lampen "отказ" und "работа"; beide müssen aufleuchten, wenn der Schalter "питание Л166в - контроль ламп" in die Stellung "контроль ламп" gebracht wird.

Taktisch-technische Daten

Die Stromversorgung erfolgt mit 1~208V/400Hz, 1~115V/400Hz und Gleichstrom 27V.
Die Anlage darf maximal 2 Stunden im Dauerbetrieb bei einer Pause von 1 Stunde zwischen den Einschaltungen arbeiten.

Die Masse der Störanlage beträgt 18.5kg (ohne Kabel).

Gefechtseigenschaften

Wahrscheinlichkeit der Raketenstörung in Abhängigkeit von der Anflugrichtung der RaketeDie Anlage ermöglicht den Abbruch des Leitprozesses von Fla-Raketen mit IR-Zielsuchkopf des Types "Redeye" zu jeder Tageszeit und im gesamten Geschwindigkeitsbereich unter folgenden Bedingungen:

  • mit einer Wahrscheinlichkeit von 80% bei
    • Kurswinkeln 60°...150° und 210°...300°
    • einem Höhenwinkel des Hubschraubers von der Raketenstellung aus von maximal 20°
    • Bewölkung, trübem Wetter, Mondnächten und Sonnentagen (in Richtung der Seite des Hubschraubers, die nicht von der Sonne angestrahlt wird)
  • mit einer Wahrscheinlichkeit von 20%...60% bei Kurswinkeln von 30°...60°, 150°...210° und 300°...330°.

Bei sonnigem Wetter verringert sich in Richtung der durch die Sonne angestrahlten Seite des Hubschraubers die Wahrscheinlichkeit des Abbruchs um 33%...42%. Bei Manövern des Hubschraubers ist eine Abbruchwahrscheinlichkeit von 80% bei folgenden Kurswinkeln gewährleistet:

  • beim Sturzflug: 60°...150° und 210°...300°
  • in einer Vollkurve mit 10° Schräglage: 30°...150° und 240°...270°
  • in einer Vollkurve mit 20°..30° Schräglage: 90°...120° und 240°...270°.

Der gegenseitige Schutz von Hubschraubern in der Luft ist möglich, wenn sich der zu deckende Hubschrauber (ohne Störanlage) mit dem Hubschrauber mit Störanlage und der Fla-Rakete auf einer Peillinie befindet. Die Wahrscheinlichkeiten des Leit-Abbruchs bleiben unverändert.

Gegenseitige Deckung mit Hilfe des Infrarot-Störgerätes Umfliegen eines Fla-Raketenkomplexes Erkennen eines Fla-Raketenstarts (vordere Halbsphäre) Erkennen eines Fla-Raketenstarts (hintere Halbsphäre) Ausnutzen der Sonne zur Deckung

Quellen und Literatur

  • A 111/1/310 Hubschrauber Mi-24D, Gefechtseinsatz (VVS-Nr. C484417)