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Taktik der Armeefliegerkräfte

Start und Aufbau der Gefechtsordnung

Der Start des TT der ArFK erfolgt bei der Durchführung gleichzeitiger Handlungen (Schläge) in der Regel zur befohlenen Zeit. Auf Abruf vom Vereinigten Gefechtsstand der Fliegerkräfte und der Truppenluftabwehr der Armee (VeGS FK/TLA) oder von Gefechtsführungsgruppen (GFG) der zu unterstützenden Mot.Schützen- bzw. Panzerdivisionen wird er gewöhnlich dann durchgeführt, wenn die Einheiten der Armeeflieger-TT aufeinanderfolgend oder selbständig handelt.

Entscheidend sind Schnelligkeit und die strikte Einhaltung der Tarnung:

  • rechtzeitige Einnahme der festgelegten Bereitschaftsstufen durch Besatzungen und Einheiten
  • Festlegung einer zweckmäßigen Ordnung für Anlassen, Rollen und die Startreihenfolge und Berücksichtigung der Dezentralisierung der Hubschrauber, meteorologischen und Geländebedingungen
  • Anwendung eines Verbandsstarts und die Verkürzung der Startabstände zwischen den Hubschraubern auf die minimal zulässigen Zeitintervalle

Vor allem in Frontnähe oder bei Handlungen von zeitweiligen Land-/ Sprung- Hinterhaltsplätzen sollte der Start möglichst gleichzeitig und von den Abstellplätzen bzw. Dezentralisierungsräumen erfolgen. Die Zeit zum Rollen bzw. Übersetzen wird so vermindert und eine Konzentration der Sicherstellung auf Start- und Landeflächen ermöglicht, was im Interesse der Sicherheit vor Schlägen der gegnerischen Flieger- und Artilleriekräfte liegt.

Die großenteils vertretene Ansicht, die Hubschrauber müssten schon vor dem Start in einer entsprechenden GO auf den Startflächen angeordnet werden, um so Zeit zum Aufbau der GO auf der Flugstrecke zu vermindern, wird unter dem Blickwinkel der Überlebensfähigkeit der HS äußerst gefährlich. Der Gegner betrachtet bei seiner Kernwaffen- und Feuerplanung die Plätze der ArFK als Vorrangziele. Darüber hinaus werden auf dem westlichen KSP nur schwer Flächen in der Größe zu finden und vorzubereiten sein, die die Aufstellung ganzer HS-Staffeln in GO erlauben.

Zur Tarnung des Starts und des Aufbaus der GO muss die vollständige Funkstille gewährleistet werden. Startkommandos vom Gefechtsstand des Geschwaders an die Staffeln werden gedeckt übermittelt - per Drahtverbindung, optischen Signalen oder kurze Signale der Gefechtsführung (akustisch). Die Anwendung lichttechnischer Mittel am Platz und an den HS ist in der Nacht auf ein Minimum zu beschränken.

Die Flughöhe für den Aufbau der GO (Sammeln) wird unter Beachtung der Deckungsmöglichkeiten des Geländes und der Entfernung vom vorderen Rand so durchgeführt, dass die Ortung durch gegnerische Funkmessstationen oder visuelle Beobachtung ausgeschlossen oder zumindest erschwert wird. Am Tage betragen die Höhen 30..50m und nachts 100..150m über dem Geländerelief.

Die hauptsächliche Form der GO auf dem Flug zum Ziel ist die Kolonne der Staffeln (Ketten/ Abteilungen, Gruppen taktischer Bestimmung). Bei Notwendigkeit sind andere Formen einzunehmen.

Der Aufbau der GO muss zügig und unkompliziert erfolgen, in der Regel im "Einholeverfahren" bei Anflug des APS oder durch selbstständigen, ketten- oder gruppenweisen Anflug eine befohlenen Raumes. Aufwändige und komplizierte Manöver wie 2 Kurven um 180° sind insbesondere in Frontnähe zu vermeiden, um eine Aufklärung der GO und der Landeplätze vom Boden oder aus der Luft und des Verlustes des Überraschungsmomentes zu verhindern. Auch beim Sammeln ist Funktsille einzuhalten. Das setzt voraus, dass im Rahmen der Vorbereitung alle Besatzungen bis ins Detail eingewiesen wurden und diese Etappe automatisiert beherreschen. Zweckmäßigerweise werden die Abläufe zuvor am Boden durchgespielt.

Flug zum Ziel / in den Raum der Erfüllung der Gefechtsaufgabe

Wichtig sind hier die erfolgreiche Überwindung der gegnerischen Luftverteidigung, von aktivierten und vergifteten Räumen und der orts- und zeitgenaue Anflug des Zieles.

Maßnahmen zur Sicherstellung der Überwindung der gegnerischen LV werden im Rahmen der Front (bzw.Armee) in der Verantwortung des Befehlshabers der LSK der Armee (bzw.des Chefs der Fliegerkräfte der Armee) im Interesse aller Fliegerstreitkräfte der Front organisiert. An ihrer Verwikrlichung sind speziell eingeteilte Kräfte und Mittel der LSK der Front und der LaSK (Raketentruppen, Artillerie, FEK) beteiligt.

  • Aufklärung der LVM des Gegners im Flugstreifen und im Raum der Erfüllung der Gefechtsaufgabe
  • Bekämpfung gegnerischer LVM
  • Deckung der HS bzw. TT und Einheiten vor gegnerischen Angriffen aus der Luft
  • Funkelektronischer Kampf, vor allem die funkelektronische Niederhaltung von gegnerischen Aufklärungs-, Führungs- und Waffenleitsystemen
  • Durchführung von Demonstrativhandlungen

Die Maßnahmen können die gegnerische Luftverteidugung wesentlich verringern, aber nicht ausschalten. Daher sind auf den Flügen taktische Verfahren zur Überwindung der gegnerischen Luftverteidigung erforderlich.

  • Ausnutzung der Wetterbedingungen und der Tageszeit
  • Flug in den günstigsten Höhen auf der günstigsten Strecken mit der günstigsten Geschwindigkeit
  • Anwendung zweckmäßiger GO
  • Anwendung von Ausweichmanövern

Allgemeine Regeln zur Anwendung:

  • nach Möglichkeit Nutzung von schwierigen Wetterbedingungen, Dämmerung oder Nacht
  • im Auffassungsbereich der gegnerischen Luftraumaufklärungsmittel und in der Vernichtungszone der gegnerischen LVM mit der maximalen Geschwindigkeit fliegen
  • Auswahl der Flugstrecke mit einer maximalen Ausnutzung von Deckungs- und Tarneigenschaften des Geländes. Durchschnittenes Gelände, Falten, Sümpfe, Waldgebiete oder Flussdeltas erschweren die Entfaltung der LVM. Ebenso Räume, wo durch eigene aktive Handlungen geschwächte LV des Gegners präsent ist (Durchbruchsabschnitte und Hauptschlagrichtungen).
  • In den Vernichtungszonen der gegnerischen LVM in schmalen und kurzen GO fliegen sowie starke Nachaufklärungs-, Niederhaltungs- und Deckungsgruppen bilden.
  • Bei überraschendem Beschuss durch FLA-Raketen und Flak-Systeme sofort Höhenmanöver bis zur minimal möglichen Flughöhe durchführen, verbunden mit energischen Kursmanövern zum Flug hinter Deckungen. Geschwindigkeitsmanöver haben wegen der geringen Beschleunigungsfähigkeit der HS nur geringe Wirkung.
  • Bei Angriffen durch Jagdflugzeuge energische Kursmanöver in Richtung des Angreifers durchführen, mit maximaler Geschwindigkeit gegen das Jagdflugzeug anfliegen, die GO auseinander ziehen, in jedem Falle die Flughöhe bis zum Minimum verringern und Deckungs- und Tarnmöglichkeiten (unterschiedliche Färbung des Untergrundes) nutzen.

Handlungen am Ziel / im Raum der Erfüllung der Gefechtsaufgabe

Diese Etappe der Gefechtshandlungen ist die wichtigste, da sie die unmittelbare Erfüllung der Gefechtsaufgabe ist. Beim Führen von Schlägen gegen Landziele müssen die Einheiten bzw. Besatzungen einen ersten Angriff und erforderlichenfalls Wiederholungsangriffe durchführen.

Der erste Angriff wird aus dem direkten Zielanflug überraschend und so wirkungsvoll geführt, dass im wesentlichen die Gefechtsaufgabe erfüllt wird und Wiederholungsangriffe den Erfolg lediglich vervollständigen. Gelingt das nicht, geht das Überraschungsmoment verloren; der Gegner kann aktive und passive Gegenmaßnahmen wirksam anwenden: Organisation des Luftwabwehrsystems, Einnebeln, Auseinanderziehen der GO, Aufsuchen von Deckungen, Tarnung, Artillerieeinsatz.