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Taktik der Armeefliegerkräfte

Übersicht

Taktische Forderungen an den Angriff

  • Überraschende Angriffsführung
  • Durchführung des ersten Angriffs aus dem direkten Zielanflug und mit maximaler Wirksamkeit
  • Durchführung aus taktisch günstigen Richtungen unter Berücksichtigung der Lage des Gegners, der eigenen Truppen, der Geländebedingungen, der Windrichtung, Sonnenstand, Bränden...
  • Durchführung aus der günstigsten Schussentfernung - Sicherstellung der maximalen Wirksamkeit, andererseits aber Vermeidung des Einfluges in die Zone gegnerischer LAM (Luftwabwehrmittel) bzw. eine geringe Auftenthaltszeit in dieser
  • Durchführung von Wiederholungsangriffen grundsätzlich aus anderen Richtungen, i.d.R.unter Nutzung anderer Angriffsmethoden und taktischer Verfahren

Angriffsvarianten

  • Einzelangriffe
  • Gruppenangriffe
    • gleichzeitiger Angriff
    • aufeinanderfolgender Angriff
    • Angriffe mit individuellem Zielen
    • Angriffe mit Zielen in der Gruppe (auf Gruppenziele)

Angriff aus dem Horizontalflug

Der Angriff aus dem Horizontalflug ist in der gegenwärtigen Taktik die Hauptangriffsmethode der Kampfhubschrauber gegen Land- und Seeziele aller Art (Einzel-, Gruppen- und Flächenziele). Diese Angriffsart ermöglicht als einzige neben dem Angriff aus der Standschwebe den Einsatz der Hauptbewaffnung (PALR).

Angriff aus dem Horizontalflug

Vorteile:

  • Einsatz aller Gefechtsmittel möglich: PALR, ungelenkte Raketen, MG-/Kanonenbewaffnung, Bomben
  • beste Bedingungen für die Überwindung der gegnerischen Luftverteidigung, da der Anflug des Zielraumes gedeckt in extrem geringen Höhen erfolgen kann und für die Einnahme der Angriffsausgangsposition nur ein geringer Höhengewinn erforderlich ist
  • der Anflug kann auch bei schwierigen Wetterbedingungen (z.B. Wolkenuntergrenze <150m und geringer Horizontalsicht) erfolgen
  • nur im Horizontalflug kann der Einsatz von Bomben, Bombenkassetten und Brandbehältern erfolgen.

Nachteile:

  • auf Grund der (üblicherweise) geringen Flughöhe verringert sich die Erkennungsentfernung der Ziele. Die Schussentfernungen können damit unter den maximal möglichen liegen (vor allem beim Schießen mit PALR)
    Daraus folgt:
    • geringere Wahrscheinlichkeit der Durchführung des ersten Angriffes aus dem direkten Zielanflug
    • geringere Möglichkeiten zum aufeinanderfolgenden Waffeneinsatz, z.B.aufeinanderfolgendem Schießen mit PALR
    • höheres Risiko der Einwirkung gegnerischer Luftabwehr, da infolge der geringeren Schussentfernungen näher an das Ziel und damit an/in die Vernichtungszone der FLA geflogen werden muss
  • Die geringe Zeit vom Erkennen/ Identifizieren der Ziele bis zu Bekämpfung erschwert die Zielverteilung ind den Gefechtsordnungen der Schlaggruppe. Das kann zu Nicht- oder Doppelbekämpung von Zielen führen. Deshalb erfordert ein Angriff aus dem direkten Anflug auf Einzel- oder Gruppenziele:
    • den Einsatz von Nachaufklärungsgruppen
    • Fliegerleitoffiziere am Boden oder -besser- an Bord von Hubschraubern
    • schnelles, abgestimmtes selbstständiges Handeln der Besatzungen und einfache Regeln für die Zielverteilung/ Feuerführung und vorbereitete Angriffsvarianten
  • Geringe Trefferwahrscheinlichkeit beim Schießen mit UR. Die große Streuung und die relativ geringe Durchschlagsleistung setzen die Wirksamkeit gegen gepanzerte Ziele oder Ziele in Deckungen extrem stark herab. Ungelenkte Raketen sind beim Angriff aus dem Horizontalflug effektiv gegen große, ungepanzerte Gruppenziele.

Angriff aus dem Sturzflug

Die Anwendung erfolgt zur Bekämpfung von Einzel- und Flächenzielen mit ungelenkten Raketen undMG/ Kanone.

Angriff aus dem Sturzflug (Variante)

Vorteile:

  • größere Entfernung und Wahrscheinlichkeit der Zielerkennung infolge der größeren Anflughöhe
  • höhere Treffer- und Vernichtungswahrscheinlichkeit beim Schießen mit UR im Vergleich zum Horizontalflug

Nachteile:

  • die Hauptbewaffnung PALR, Bomben u.a. können nicht eingesetzt werden
  • Bei Sturzwinkeln >10° kann mit dem MG nur im starren Regime durch den 1.HSF geschossen werden (Mi-24). Daher ist die Trefferwahrscheinlichkeit erheblich geringer
  • die großen Anflug- und Einleithöhen verringern die Wahrscheinlichkeit der Überwindung der gegnerischen Luftverteidigung, da die Hubschrauber zeitig erkannt werden können. Das Überraschungsmoment geht verloren; bei Anwendung des Angriffes aus dem Sturzflug muss mit 10-15% höheren Verlusten an Kampfhubschraubern gerechnet werden als beim Angriff aus dem Horizontalflug mit PALR.
  • Bei geringen Wolkenuntergrenzen nicht anwendbar.
Erforderliche Einleithöhen in Abhängigkeit vom Sturzwinkel λ
λvEin [km]HEin
    DS=1000m DS=1500m
150 140m 130m
10° 150 280m 370m
15° 150 480m 550m
20° 150 570m 720m
Günstigste Angriffsbereiche für Mi-24D aus dem Sturzflug
 URMG
Sturzwinkel Λ 5°..15° 5°..10° (2.HSF)
10°..15° (1.HSF)
Einleitgeschwindigkeit [km/h] 150...180 150..180
Schussentfernung DS [m] 1000..1500 500..600

Beim Schießen mit UR Kann der Sturzwinkel bis 20° betragen; der günstigste liegt bei 5° bis 15°. Nach Berechnungen ist zum wirksamen Bekämpfen von Einzel-, Gruppen- und kleinen Flächenzielen Sturzwinkel von 8°..10° und mehr erforderlich sind. Dadurch verringert sich die Streuung der Raketen wesentlich, die Trefferwahrscheinlichkeit und dir Durchschlagsleistung wird erhöht. Daher ist beim Angriff aus dem Sturzflug der Einsatz von UR auch gegen gepanzerte Einzelziele in und außerhalb von Deckungen sowie gegen kleine Flächenziele (z.B. Zugstützpunkte) relativ wirkungsvoll.

Angriff aus der Standschwebe

Die Anwendung erfolgt zur Bekämpfung von beweglichen und unbeweglichen Einzelzielen mit PALR und MG, vor allem beim Führen von Schlägen aus Hinterhalten, die sich am Boden oder in der Luft befinden.

Angriff aus der Standschwebe (Variante)

Vorteile

  • günstige Schussbedingungen für PALR (praktisch unveränderter Bereich des möglichen Schießens, da praktisch kaum Annäherung an das Ziel erfolgt)
  • größter Überraschungsgrad, vor allem bei Schlägen aus dem Hinterhalt
  • günstigste Bedingungen für die Zielverteilung und Zielzuweisung
  • größte Wahrscheinlichkeit für die Überwindung der gegnerischen FLA-Mittel, da i.d.R. kein Einflug in deren Vernichtungszonen erfolgt und bei außschließlichem Aufenthalt in den minimal erforderlichen Höhen die Wirksamkeit der infrarotgelenkten gegnerischen FLA-Raketen stark abnimmt
  • Anwendbarkeit bei extrem geringen Horzontalsichten, die u.U. einen Angriff aus dem Horzontalflug nicht mehr erlauben.

Nachteile

  • geringere Wirksamkeit des Schießens mit PALR gegenüber dem Horizontalflug. Ursache dafür ist die Streuung auf Grund des unruhigen Flugzustandes, die nun ca. 2 mal so groß ist.
  • Nichtanwendbarkeit von ungelenkten Raketen, Bomben, Kassettenbomben und Brandbehältern
  • Anwendbarkeit nur durch kleinere Einheiten (Paare und Ketten). Für Staffeln und Geschwader sind mehrere Feuerabschnitte und eine große Anzahl an Feuerstellungen (Hinterhalten) erforderlich.
  • Relativ geringe Entfernung der Zielerkennung bei Einhaltung der minimalen Anflughöhe
  • Gefahr der Aufklärung der Hinterhalte durch den gegner und Bekämpfung der Hubschrauber in diesen durch gegnerische Artillerie
  • begrenzte Anwendbarkeit infolge Windgeschwindigkeit und Windrichtung (25ms-1 von vorn, 10ms-1 von hinten und der Seite)
  • Gefahr der starken Sichtbehinderung beim Schießen und bei der Einnahme der Feuerstellungen sowie Handlung über trockenem Gelände durch Staub, Laub oder Schnee
Günstigste Angriffsbereiche für den Angriff mit PALR aus der Standschwebe
Optimale Schussentfernung DS,opt [m] 2500-1500
Minimale Schussentfernung DS,min [m] 800 (halbautom.)
1500 (manuelle Leitung)
Minimale Flughöhe Hmin 20m über Grund
Höhe über Deckung ΔH 5..10m
zulässige Windgeschwindigkeit umax (ms-1) 10..20 von vorn
10 von der Seite/ hinten

Angriff aus dem Steigflug

Anwendung zur Bekämpfung großer Gruppen- und Flächenziele, die stark durch Luftabwehrmittel gedeckt sind. Hauptsächlich erfolgt der Einsatz von ungelenkten Raketen im indirekten Richten, gewissermaßen aus "gedeckten Feuerstellungen" aus größerer Schussentfernung, als sie die anderen Angriffsmethoden zulassen.

Angriff aus dem Steigflug

Die Angriffsmethode aus dem Steigflug ist relativ neu und befindet sich in der Erprobung. Die Auffassungen über Anwendbarkeit und Wirksamkeit bei Nutzung der gegenwärtig in Kampfhubschraubern vorhandenen Visiertechnik (MI-24) gehen stark auseinander. Allerdings kann man davon ausgehen, dass der Angriff aus dem Steigflug dem Wesen des Kampfhubschraubers als hochmobiler Präzisionswaffenträger und der vorgesehenen "Bekämpfung von kleinflächigen, beweglichen Land- und Seeobjekten" zuwiderläuft.

Der Angriff aus dem Steigflug wird daher als Ausnahme angesehen, die zur Anwendung kommt, wenn andere Angriffsmethoden nicht möglich sind.

Die Zukunft kann allerdings eine Änderung bringen; z.B. mit der Einführung endphasengelenkter Waffen: die erste Flugphase verläuft ballistisch oder aerodynamisch, in der zweiten Phase (Endphase) wird die Waffe auf angestrahlte Ziele gelenkt oder nach verschiedenen Verfahren (Infrarot, Funkmess, Fernsehlenkung, elektromagnetische Felder) herangeleitet.

Vorteile

  • große maximale Schussentfernung der ungelenkten Raketen von 4..4.5 km
  • Verringerung der Wirksamkeit gegnerischer Luftabwehrmittel
  • Anwendbarkeit auch bei ungünstigeren Sichtverhältnissen

Nachteile

  • Da entsprechende Visiereinrichtungen fehlen und die Salven infolge der Hubschrauberbewegunng stark streuen, wird die Trefferwahrscheinlichkeit herabgesetzt.
  • geringere Wirksamkeit am Ziel, da infolge der großen Entfernung die Durchschlagsleistung fehlt
  • in Einzelfällen kann es passieren, dass Gefechtsköpfe nicht detonieren, da die erforderliche Aufschlaggeschwindigkeit von 250ms-1 unterschritten werden kann
  • große Rumpfneigung des Hubschraubers (5°..8°) in der Nähe der Maximalgeschwindigkeit und starke Vibrationen
  • steuertechnische Probleme beim Einleiten des Steigfluges (Querneigungsmoment) und das schlagartige Abbremsen beim Abfeuern großer Salven
  • große erforderliche Sicherheitsentfernung zu den eigenen Truppen, da die Raketen eine starke Längsstreuung haben; Bekämpfen von Zielen unmittelbar vor den eigenen Truppen ist damit nicht möglich
  • relativ großer Höhengewinn
Bedingungen für den Angriff aus dem Steigflug (Mi-24)
vEinl min.200kmh-1
max.300kmh-1
nvertikal max. 1.5g
min 0.5g
Steigwinkel 30°
tEinl 6..8s
tKorrektur 2s
tZiel 3s
tSalve (32 UR) 2..3s
tGesamt 50..60s

Quellen und Literatur

  • Oberst Reiche, H.-R.: Taktik der Armeefliegerkräfte, Militärakademie der NVA, 1986; VVS-Nr.B449930
  • DV 046/0/001 Gefechtsvorschrift der LaSK

Formen von Gefechtsordnungen

Typische Gefechtsordnungen sind:

Paar

  • Reihe
  • Front
  • Kolonne

Kette

  • Keil
  • Reihe
  • Front
  • Kolonne
  • Reihe der Paare
  • Kolonne der Paare

Staffel

  • Kolonne
  • Schlange
  • Reihe der Ketten
  • Front der Ketten (Ausnahme)

Geschwader

  • Kolonne der Staffeln
  • Schlange der Staffeln

Kette Keil (links) Front Kolonne Reihe (links) KHG als Schlange der Staffeln (Variante)

Arten von Gefechtsordnungen

Geschlossene GO

Eine GO ist geschlossen, wenn die Hubschrauber mit den minimal möglichen Abständen, Zwischenräumen und Höhenstaffelungen fliegen und die Geführten alle Manöver des Führenden ohne Platzwechsel in der Gruppe nachvollziehen können. Die Abstände der Hubschrauber zueinander überschreiten 2 Tragschraubendurchmesser nicht.

Geschlossene Gefechtsordnung
Hubschrauber/ Einheit Tag Nacht
  Abstand Zwischenraum Abstand Zwischenraum
Mi-8, Mi-24 50m 70m 70m 100m
Mi-6, Mi-26 70m 70m 100m 100m
Kette Mi-8, Mi-24 150m 100..200m 150m 100..200m
Kette Mi-6, Mi-26 300..400m 100..200m 300..400m 100..200m

In geschlossenen GO wird ein einheitliches Flugregime festgelegt. 
Allerdings ist der langandauernde Flug in einer solchen GO sehr anstrengend für die Hubschrauberführer und verringert die Manövrierfähigkeiten der Hubschrauber bzw. Einheiten. Der Anwendung der geschlosssenen GO sind Grenzen gesetzt; sie wird nur zeitweilig, z.B. zum schnellen Überwinden der gegnerischen Luftverteidigung mit einer möglichst schmalen und kurzen GO, beim gleichzeitigen Angriff auf kleine Erd-/Seeziele mit UR, Bombem und Bombenkassettten sowie zur Landung von Einheiten auf begrenzten Plätzen genutzt.

Geöffnete GO

Eine GO ist geöffnet, wenn der Abstand zwischen den Hubschraubern gößer als 2 Tragschraubendurchmesser, jedoch kleiner als die visuelle Sichtweite ist.
Die geöffnete GO weist günstigere Bedingungen für die Manöverdurchführung auf, ebenso für die selbständige Zielsuche und den Waffeneinsatz. In geöffneten GO wird geflogen auf der Flugstrecke, beim Überwinden der gegnerischen Luftverteidigung, deren Gefechtsköpfe große Vernichtungsradien haben (z.B. "Improved Hawk") und beim Angriff auf großflächige Ziele mit individuellem Zielen. 
Die geöffnete GO soll die Vernichtung von 2 benachbarten Hubschraubern durch eine (herkömmliche) FLA-Rakete verhindern. Der Vernichtungsradius beispielsweise der "Improved Hawk" beträgt 40..50m; daher müssen Abstand und Zwischenraum zwischen den Hubschraubern gößer als 100m sein.
Durch die Hubschrauber muss eine geschlossene, sich überdeckende Feuerzone vor der GO der Einheit geschaffen werden, allerdings muss andererseits die Sicherheit der vorausfliegenden Hubschrauber (-einheiten) vor Splitterwirkung und Querschlägern gewährleistet werden. Daher ist die bevorzugte GO Schlange der Ketten.
Die maximalen Abstände sind die maximal möglichen Entfernungen zur sicheren Sichtverbindung zwischen den Hubschraubern bzw. Einheiten/ Gruppen, werden aber durch die Angriffsmethode und den Schießzyklus des gegnerischen Luftabwehrmittels begrenzt.
Die Tiefe der Gefechtsordnung soll das aufeinanderfolgende Verlegen des Feuers eines gegnerischen Luftabwehrmittels von einem Hubschrauber auf den nächsten (bzw. von einer HS-Gruppe zur nächsten) nicht erlauben. Dazu ist notwendig, dass die Bedingung

Tiefe der Gefechtsordnung
TGO < vHS*TZ
erfüllt ist.
Schussentfernungen und Schießzyklen gegnerischer Luftabwehrmittel
LAM Improved
Hawk
Roland-2 Improved
Chaparal
Stinger
Fliegerfaust-2
Gepard L70
Vulcan Fla-MG Schützen-
waffen
eines Zuges
TZ (s) 25-30 10 10 60 10-15 20-25 10-15 15 15
DS (km) eff. 2.0 3.5 4.5 3 2 3.5 1.5 0.8 0.5
DS (km) max. 3.0 6.2 6.4 5 4 12 3 1.2 0.8

Da die Typen und Standorte der vorhandenen gegnerischen Lufabwehrmittel in der Regel nicht bekannt sind, sollte man von LAM mit den geringsten Schießzyklen ausgehen: Roland-2, Gepard, Improved Chaparal und Vulcan besitzen einen Schießzyklus von 10 Sekunden. Bei einer Marschgeschwindigkeit von 200km/h (Mi-8, Mi-6) darf die maximale Tiefe der GO 555m und bei einer Geschwindigkeit von 270km/h 750m betragen.
Wenn diese Forderung nicht erfüllt werden kann, ist es zweckmäßig, vor allem in Räumen mit einer hohen Dichte von LAM

  • kurzzeitig mit Maximalgeschwindigkeit zu fliegen
  • die Abstände zwischen den Grupen (Ketten) zu verringern.

Eine Verringerung der Tiefe der geöffneten GO durch Erhöhung der Breite ist unzweckmäßig, da sich dadurch die Anzahl der LAM erhöht, welche die HS bekämpfen können.

Dezentralisierte GO

Die Gefechtsordnung ist dezentralisiert, wenn die Hubschrauber (bzw. Gruppen) ohne visuelle Verbindung zueinander fliegen.
Dabei kann geflogen werden:

  • auf einer Flugstrecke in einer Höhe
  • auf verschiedenen Flugstrecken in einer Höhe
  • auf einer Flugstrecke in unterschiedlichen Höhen (Ausnahme!)

Ihre Lage zueinander wird dabei mit funktechnischen Mitteln am Boden und/oder den Bordnavigationsmitteln kontrolliert. 
Die dezentralisierte GO wird bei der Erfüllung von Luftlande- und Transportaufgaben am Tage unter schwierigen Wetterbediungungen, in der Dämmerung und in der Nacht angewandt. Bei begrenzten Sichtbedingungen können sie auch bei der Erfüllung von Feueraufgaben durch Kampfhubschraubereinheiten zur Anwendung kommen, wenn diese aufeinanderfolgende Schläge auf ein Land-/ Seeziel führen.
Der Charakter der dezentralisierten GO wird bestimmt durch

  • zeitlichen Sicherheitsabstand zwischen den HS / Einheiten
  • Sicherheitsentfernung zwischen benachbarten Flugstrecken
  • Sicherheitsdifferenz zwischen den Flughöhen auf einer Flugstrecke.

Der zeitliche Sicherheitsabstand wird bestimmt nach:

Zeitlicher Sicherheitsabstand
tsi=tH+Δt
Δt=2Δv*dKOP/ vHS2

Zusammenhang Fluggeschwindigkeit, Entfernung und zeitlicher Sicherheitsabstand zwischen Hubschraubern/ Einheiten bei Gefechtsflügen in der Dämmerung und unter SWB

Die Dauer der Handlungen der vorausfliegenden Gruppe ist variabel und abhängig von der zu erfüllenden Gefechtsaufgabe (Schlag, Absetzen, Entladen usw.) und muss für jeden Gefechtsflug neu berechnet werden.

Die Sicherheitsentfernung zwischen benachbarten Flugstrecken wird bestimmt nach der Formel

Sicherheitsentfernung
  • Lsich = 4.25* EWL
  • EWL ist dabei die mittlere Abweichung des HS/ Gruppe von der befohlenen Weglinie. Deren Berechnung (aus einer komplexeren Wahrscheinlichkeitsrechnung) ergibt für
    • HS mit Dopplernavigationssystem (Mi-24)
      • bei einer Entfernung des KOP von 10km eine Abweichung von 187m
      • bei einer Entfernung des KOP von 15km eine Abweichung von 305m
    • HS ohne Dopplernavigationssystem (Mi-8)
      • bei einer Entfernung des KOP von 10km eine Abweichung von 354m
      • bei einer Entfernung des KOP von 15km eine Abweichung von 531m

Die Sicherheitsdifferenz zwischen den Flughöhen beim Flug auf einer Flugstrecke muss größer sein als zwei mittlere Abweichungen in der Einhaltung der Flughöhe durch eine befriedigend ausgebildete Besatzung.

Die Arten der Gefechtsornungen können in verschiedenen Kombinationen zur Anwendung kommen. Beispiel: das KHG kann der dezentralisierten GO der Staffeln fliegen, während gleichzeitig in den Staffeln eine geöffnete und in den Ketten eine geschlossene GO besteht. Die GO können sich ebenso in den einzelnen Flugetappen ändern, wenn dies die Lagebedingungen erfordern.

Gruppen taktischer Bestimmung

Die GO eines Truppenteils oder Einheit der ArFK kann aus verschiedenen Gruppen taktischer Bestimmung bestehen, die im Rahmen der Gesamtaufgabe eine bestimmte taktische Teilaufgabe übernehmen.

  • Hauptgruppe
  • Sicherstellungsgruppe
  • Reserve

Gruppen taktischer Bestimmung (Variante)

  • Hauptgruppe
    Sie ist das Element der GO, das zur unmittelbaren Erfüllung der Gefechtsaufgabe bestimmt ist und i.d.R. den größten Teil der eingesetzten Kräfte umfasst. Sie kann sein:
    • Schlaggruppe bei der Erfüllung von Feueraufgaben durch die Schlachtfliegerkräfte der ArFK
    • Luftlandegruppe (Absetzgruppe) beim Absetzen taktischer Luftlandetruppen oder Luftlandesturmtruppen
    • Transportgruppe bei der Erfüllung von Lufttransportaufgaben
    • Minenlegergruppe beim Anlegen von Minensperren aus der Luft
  • Die Sicherstellungsgruppen werden gebildet, um für die Hauptgruppe günstigere Bedingungen zu schaffen. Die Mittel der Sicherstellungsgruppen betragen etwa 25%-30% der insgesamt eingesetzten Hubschrauber.
    Zu den Sicherstellungsgruppen zählen:

    • Nachaufklärungsgruppen
      Sie präzisieren unmittelbar vor den Gefechtshandlungen die Aufklärungsangaben über die Bekämpfungsobjekte bzw. Landeplätze im Absetzraum, auf der Flugstrecke. Die Übermittlung der Aufklärungsangaben erfolgt unmittelbar an der Führenden der Hauptgruppe (Kommandeur).
      Bei Notwendigkeit können sie Ziele und Landeplätze markieren sowie das Heranleiten an diese und die Zielzuweisung übernehmen. Mit Eintreffen der Hauptgruppe können sie Niederhaltungs- und Deckungsaufgaben übernehmen.
      Die Erfüllung der Gefechtsaufgabe der Hauptgruppe ist entscheidend von der Arbeitd er Nachaufklärungsgruppe abhängig; daher werden hier die besten und erfahrensten Hubscrauberführer eingesetzt. Besondere Fertigkeiten in der Anwendung taktischer Verfahren zur Überwindung der gegnerischen Luftverteidigung sind erforderlich.
      Die Nachaufkärungsgruppe fliegt zeitlich vor der Hauptgruppe. Der Zeitabstand wird wie folgt bestimmt:
      Zeitlicher Abstand der Nachaufklärungsgruppe
      ΔtNaklG=tNakl+t+Δt
      tNaklG Zeit der Nachaufklärungsgruppe für das Erkennen des bekämpfungsobjektes / der Landeplätze, die Lagebeurteilung, die Meldung der Aufklärungsergebnisse und ggfs. für die Markierung der Objekte
      t Zeit des Führenden der Hauptgruppe für die Beurteilung der Lage und Einsatzvorschläge sowie seine Präzisierung des Entschlusses und die Kommandogabe an die Hauptgruppe
      Δt Zeitlicher Fehler beim Eintreffen der Hubschrauber
    • Zielmarkierungsgruppen
      Sie haben besonders in der Nacht oder unter schwierigen Wetterbedingungen die Bekämpfungsobjekte oder Landeplätze licht- oder funktechnisch zu markieren, zu beleuchten und die Hauptgruppe heranzuleiten.
    • Niederhaltungsgruppen
      dienen zur Bekämpfung der gegnerischen Luftabwehrmittel am Boden entlang der Flugstrecke der Hauptgruppe und im Raum der Erfüllung der Gefechtsaufgabe. Der Bestand wird durch die Stärke der gegerischen LAM und den befohlenen Bekämpfungsgrad ("Niederhalten"/ "Außer Gefecht setzen"/ "Vernichten") bestimmt. 
      Die Niederhaltungsgruppen können ihre Aufgabe zeitlich vor der Hautgruppe erfüllen, aber auch zeitlich gemeinsam mit dieser unmittelbar vor ihr oder in den Flanken. In diesem Fall erfüllen sie zumeist gleichzeitig Deckungsaufgaben zur Abwehr gegnerischer Hubschrauber.
      Zeitlicher Abstand der Niederhaltungsgruppe
      ΔtNHG=(RVZ / VHG ) + tNH+Δt
      tNaklG Radius der Vernichtungszone der LAM in km
      VHG Fluggeschwindigkeit der Hubschrauber der Hauptgruppe in km/min
      tNH Mittlere Zeit der Vernichtung eines aufgeklärten Luftabwehrmittels
      Δt Zeitlicher Fehler beim Eintreffen der Hubschrauber
      Auf der Basis von Annahmen, dass die Radien der Vernichtungszonen der FLA-Raketenkomplexe geringer Reichweite (Roland-2, Improved Chaparral, Fliegerfaust-2, Stinger) gegen Hubschrauber in Höhen unter 50m 3km nicht überschreiten, die Hauptgruppe mit 200kmh-1 fliegt und die Niederhaltungszeit 1..2 Minuten bei einem Angriff beträgt, ergibt sich ein erforderlicher Zeitabstand von 3..6 Minuten.
    • Deckungsgruppen
      Sie decken die Hauptgruppe vor Angriffen gegnerischer Kampf- (Jagd-) Hubschrauber und führen perspektivisch (nach Einführung einer entsprechenden Bewaffnung) den Verteidigungsluftkampf gegen Jagd- und Schlachtflugzeuge. Sie fliegt in einer solchen Entfernung und Höhenstaffelung von der Hauptgruppe, die ein rechtzeitiges Erkennen des Luftgegners, die Durchführung notwendiger Manöver die die Abwehr der gegnerischen Hubschrauber/ Flugzeuge ermöglicht, bevor die Hauptgruppe in den Bereich einfliegt. 
      Deckungsgruppen werden aus Hubschraubern mit speziellen Rüstvarianten zusammen gestellt; sie müssen vorrangig am Tage unter einfachen Wetterbedingungen gebildet werden.
    • Funkelektronische Niederhaltungsgruppen (FEN)
    • Demonstrativgruppen
      werden gebildet, um den Gegner über die Handlungen der eigenen Hauptgruppe zu täuschen und abzulenken. Sie sind wesentlich am Überraschungsmoment und am Erfolg der Überwindung der gegnerischen Luftverteidigung beteiligt
    • Gruppe zur Rettung in Not geratener Besatzungen.