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OHS · Flieger-Werdegang > Die Wende in der NVA

DDR-Grenze

Die Wende - aus Sicht des Offiziersschülers

Die Wende ist wohl eines der schwierigsten Kapitel im Dasein der DDR und im Leben der NVA gewesen. Nichts blieb, wie es war. Die spätere Abwicklung der DDR brachte auch für die NVA den Abschied von althergebrachten Traditionen und Lebensweisen. Für die meisten Berufssoldaten bedeutete dies ganz und gar auch die Aufgabe des Lebensinhaltes.

An dieser Stelle kann es nicht (nur) um eine objektive Betrachtung der Ereignisse gehen. Zum einen gibt es hierfür genügend andere Publikationen, die sich einer solchen Betrachtung verschrieben haben (Zeitereignisse gibt es z.B. auf www.chronik-der-wende.de), zum anderen dachte von uns seinerzeit kaum jemand daran, so etwas aufzuschreiben und der eigenen Nachwelt zu erhalten. Mit anderen Worten: es fehlt mir einiges an Unterlagen und Dokumenten, um ein vollständiges Bild zu zeichnen. Also habe ich mir zum Ziel gesetzt, unsere subjektiven Erlebnisse während dieser Zeit herauszuarbeiten - Kommentare willkommen.

Die Wende

Eigentlich begann die Wende schon vor der Wende. Das denkwürdige Jahr 1989 hielt bereits im Vorfeld der politischen Neuordnung ab Oktober einiges an schwierigen Ereignissen parat, die lange auf das endgültige Ergebnis der Umgestaltung der DDR hinarbeiteten.

Zu jener Zeit genossen wir Offiziersschüler des angehenden 4.Studienjahres unseren Jahresurlaub. Ich selbst hatte wenige Wochen zuvor geheiratet, und ich verrachte mit meiner Frau die Zeit in einem Feriendomizil im Thüringer Wald. Natürlich ereilten uns dort auch Nachrichten - vornehmlich die der anderen Seite (BR3 ließ grüßen). So erfuhr man jeden Tag die Neuigkeiten aus ungarischen Landen, wo sich jede Menge DDR-Bürger auf den Weg nach Österreich machten und der DDR den Rücken kehrten. Die Zahl ging in die Tausende, und sicher machten nicht nur wir Offiziersschüler uns Sorgen, wie es wohl mit unserem Weltbild "DDR" aussieht. In den Medien der DDR war natürlich von den Vorgängen in Ungarn keine Rede. Erst nach Wochen kamen offizielle Meldungen, die aber den Vorgang verharmlosten. Die politische Gratwanderung, die wir NVA-Angehörige machten, indem wir einerseits Informationen über die Tatsache aus dem Westen hatten und andererseits der DDR-Regierung mit ihren Zeitungen und Berichterstattungen die Treue hielten, war schon gewaltig. Sicher gingen diese Dinge auch nicht spurlos an den Offizieren und Vorgesetzten der NVA vorbei. Auswirkungen, die die NVA erschütterten, waren wohl bis in die obersten Etagen, also auch die Politische Hauptverwaltung zu spüren. Anders ist wohl kaum zu erklären, dass - getreu der militärischen Anordnungen von oben nach unten- im September auch politische Gespräche in unseren Einheiten geführt wurden, die über das sonst übliche Maß hinausgingen. In den Fluggruppen wurde diskutiert. Manchem Fluglehrer und Kettenkommandeur war selbst die Erschütterung anzumerken, die die gegenwärtige Lage in der DDR hervorrief. Mit einem Male war es auch möglich, seine Zweifel an der Richtigkeit der Informationspolitik der DDR-Oberen zu äußern. Kritik gab es dafür keine - im Gegenteil, übereinstimmend war dies der Grundtenor aller Offiziersschüler. Die Information über Vorgänge in der DDR war die Grundvoraussetzung für alles Handeln - ohne eine Information konnte man eigentlich auf gar nichts reagieren. Generell war dies die übereinstimmende Kritik aller DDR-Bürger, unabhängig von den sonstigen Ambitionen Einzelner. Die Schönfärberei und der obligatorische selbstbeweihräuchernde Blick durch die rosarote Brille verklärte so manchen Kenntnisdrang. Wie sollte man Probleme beseitigen, die man offiziell nicht einmal wahrnehmen durfte? Der "normale" DDR-Bürger bildete sich sein Wissen aus der Mischung zweier Nachrichtenquellen: ARD/ZDF auf der einen und dem ND auf der anderen Seite (für die "Aktuelle Kamera" war bei den meisten kein Wille mehr vorhanden). Sicher lebten wir NVA-Angehörigen schon in unserer eigenen Welt - nicht zuletzt auf Grund dessen, dass uns per Dienstvorschrift die Konsumtion von Westmedien verboten war. Wir konnten uns nur über die "illegal" erfahrenen Dinge Gedanken machen, und manches Mal versetzte uns die Verzögerung von mehreren Tagen bis zur Berichterstattung in DDR-Medien in arge mentale und politisch-ideologische Bedrängnis. Nicht selten dementierte unsereins Ereignisse, die es in der DDR nach den eigenen Berichterstattungen nicht gab - und wurden einige Tage später überrannt, wenn die Meldung auf einmal doch stimmte. Erfahrungen, die wir und viele andere in sozialistischem (sprich: DDR-Regierungs-) Sinne Erzogenen bereits als Jugendlicher machten, denn bereits mit 14 oder 15 Jahre gab es Diskrepanzen zu den Ansichten unserer Mitschüler. Der Begriff "Rote Socke" ist sicherlich noch einer der harmlosesten, der an diesen Stellen fiel.

Nun war es ja bereits über lange Jahre (für uns junge Offiziersschüler zählten zwar nur die letzten 5 oder 8) an der Tagesordnung, dass über die Informationspolitik in der DDR willkürlich die Regierung respektive die SED als führende Kraft die Bevölkerung zu steuern versuchte; und dieses Mal schien es nicht gut zu gehen. Bekanntermaßen steigerten sich im September 89 die Bemühungen vieler DDR-Bürger, den Staat zu verlassen, und zogen nach Ungarn oder nach Prag.

Unabhängig von allen politischen Ereignissen war für uns das 4.Studienjahr jenes mit den größten Veränderungen - durchaus auch angenehmen. Wir durften im Wohnheim wohnen, also keine Kaserne mehr. Zivilkleidung nach Dienstschluss. Keine ständigen Bereitschaften. Wir waren mit 4 Balken unserem Ziel schon etwas näher, und so vermischten sich für uns die Gefühle bei der Umwälzung in unserem Leben.

Der politische Eklat folgte natürlich in bekanntem Ausmaße. Ende September gab es die offizielle Ausreise der Möchtegern-BRD-Bürger aus Prag via Dresden, was die genügend publizierten Vorkommnisse auf dem Dresdener Hauptbahnhof nach sich zog. Die Steigerung der politischen Unzufriedenheit in der DDR nahm ihren Lauf und bedrückte uns: wohin würde die DDR steuern? Immerhin bereitete die Konterrevolution ihren Schlag gegen den Sozialismus vor, und niemand konnte garantieren, dass nicht alles in einem Bürgerkrieg enden würde. Im Oktober, unmittelbar vor dem 40.Jahrestag der DDR gab es Meldungen über die beabsichtigte Störung der Feierlichkeiten zum 7.Oktober. Natürlich wurde er zur innerlichen Zerreißprobe, und auch an der NVA konnte der Nationalfeiertag nicht spurlos vorübergehen. Für uns Armeeangehörige gab es - entgegen der Regelungen in vorhergehenden Jahren- keinen Urlaub. Die revolutionäre Wachsamkeit gebot uns, am 7.Oktober in Uniform präsent zu sein. Ich erinnere mich noch gut an den Satz im Vorfeld "Wir sind auch 1961 mit ganz anderen konterrevolutionären Elementen fertig geworden!" aus dem Munde eines Bekannten, der seinen Leben als Politoffizier in der NVA verbrachte. Nicht, dass ich dem vollends Glauben schenken mochte, aber immerhin war ich mit meiner persönlichen Besorgnis nicht allein. Der 7.Oktober schließlich begann für uns Brandenburger Offiziersschüler mit eine offiziellen Kranzniederlegung, die im übrigen paarweise mit sowjetischen Waffenbrüdern aus der benachbarten Garnison stattfand, in der Öffentlichkeit. Die Stadt Brandenburg, trotz ihrer Größe und proletarischer Zugewandtheit zu westlichen Medien (schließlich konnte man hier SAT.1 als das Hauptprogramm über Antenne empfangen), bot an diesem Tage keine unangenehme Überraschung. Von uns erwartete politische Eklats blieben aus. Wieder zurück in der Kaserne sahen wir uns (freiwillig) die Militärparade in Berlin, Hauptstadt der DDR an; sicher war hier der erste Schlag einer "Konterrevolution" zu erwarten. Das Fanal war ja nun schon angekündigt. Aber letzen Endes lösten sich auch hier die Befürchtungen in Luft auf. Dass im Hintergrund Berlins sich noch andere Szenen in Berlin abspielten, insbesondere in den Abendstunden, erfuhr man erst Wochen später. M.S.Gorbatschow war als Bote des Umdenkens auf der östlichen Welthälfte von vielen DDR-Bürgern regelrecht sehnsüchtig erwartet worden, in der Hoffnung, eine Periode von Offenheit und Veränderung auch in der DDR anzumahnen und als großer Bruder zu unterstützen. Über die Gespräche Gorbatschows war vorerst freilich nicht viel zu erfahren. Die Aktuelle Kamera zeigte uns bewährtes Schulterklopfen und den bekannten "freundschaftlichen Gedankenaustausch". Erst im Laufe der Wende selbst und der nächsten Jahre erfuhr man vom Beharrungsvermögen der DDR-Führung - allen voran höchstwahrscheinlich Erich Honecker.

Die Spannung blieb. Die nächsten Tage konnten nichts von der Beklemmung nehmen, die innerlich in vielen von uns steckte. Es kochte und brodelte in der DDR. Wir erfuhren natürlich auch, dass vor dem 7.Oktober eine Kette des mit uns gemeinsam in Brandenburg disloziierten THG-34 nach Dresden verlegt wurde und in unmittelbarer Bereitschaft saß. Diese Tatsache gab uns schon zu denken - würden NVA-Offiziere gegen die DDR-Bevölkerung handeln? Schließlich war uns der "Mob" im Dresdener Hauptbahnhof noch vor Augen, und die Gefahr für die DDR-Regierung wuchs von Stunde zu Stunde. Mit Sicherheit fiel uns allen ein Stein vom Herzen, als hier kein Einsatz der Hubschrauber des THG erfolgte. Keiner von uns hätte mit den HSFs des THG tauschen wollen... Nach dem 7.Oktober gingen noch 11 Tage ins Land. Am 18.Oktober, im Laufe unseres normalen Dienstbetriebes, flog mit einem Male die Tür zum Dienstzimmer auf und die Meldung machte die Runde: Sondersendung im Fernsehen! Erich Honecker war nicht mehr Vorsitzender des Staatsrates und der SED! WAR DAS MÖGLICH? Nicht, dass wir in den letzten Wochen nicht auch gelernt hatten, zwischen den Zeilen zu lesen und die eine oder andere Kritik am Staatsapparat DDR zu äußern - aber dass nun völlig überraschend Erich Honecker nicht mehr war..? Die Amtszeit war ihm ja gewissermaßen schon bis zu seinem Tode vorprogrammiert worden. Eine solche Entscheidung war beim besten Willen nicht zu erwarten gewesen! Damit wurde uns auch klar, dass der nun amtierende Egon Krenz nur eine Übergangsfunktion bestreiten würde; irgend etwas musste grundlegend passieren. Auf alle Fälle änderten sich schon viele Sachen. Ich glaube, so viel DDR-Fernsehen wie in dieser Zeit wurde in der gesamten Republik nie gesehen; fast täglich gab es neue Wendungen, die sich im politischen Leben der DDR niederschlugen. Dieser 18.Oktober war die wirkliche Wende. Mit diesem Tage stand auch fest, dass es keinen Bürgerkrieg, keinen Einsatz von NVA oder Polizei in massiver Form gegen die DDR-Bevölkerung geben würde. Mit diesem Tage war sicher den meisten von uns wohler ums Herz. Es begann eine Veränderung, die nach Freiwilligkeit der DDR-Führung aussah, und die offensichtlich keine bewaffnete Durchsetzung scheinbarer staatlicher Interessen gegen das Volk der DDR mehr notwendig machte. Auch unter uns breitete sich eine Euphorie aus. Selbst wenn keiner von uns die Montags-Frage "Gehst Du heute zur Demo?" ernst nahm, so teilten wir doch Ansichten, die sich nun in der DDR entwickelten. Die nun offen werdende Informationspolitik leuchtete in viele Winkel, die bisher glatt und rosarot aussahen. Die Wirtschaft der DDR und ihre Sozialpolitik standen nun in einem ganz anderen Licht. Mit einem Male wurde nun (offiziell) klar, dass zwar Bemühungen um den Wohlstand in der DDR im Gange waren, dies jedoch auf Kosten anderer geschah. "Der Koloss auf tönernen Füßen!" wurde seinerzeit zum geflügelten Wort. Nicht alles war rosig, vieles ganz einfach grau. Die politische Entwicklung steigerte sich, bis zu jenem denkwürdigen Tag: 9.November 1989. Die Öffnung der Grenze. Oder: Der Fall der Mauer, wie andere sagen. Mit einem Male rutschte die Abschottung der DDR ins Nichts. Zweifellos waren wir zukünftigen Offiziere geschockt. Konnte das gut gehen? Die Mischung von sozialistischen und kapitalistischen Verhältnissen konnte nicht klappen. Zweifellos blieb irgendwann einer auf der Strecke, das sah das politisch geschulte Auge (1000 Stunden GWA) ohne weiteres. Dass dies nicht der Kapitalismus sein würde, lag wohl auf der Hand.

Viele Geschehnisse änderten das Antlitz der DDR. Verschließen konnte sich die NVA nicht, wenngleich man ihr als tragendes und vereidigtes Staatsorgan des bewaffneten Schutzes keine Schrittmacherrolle zutrauen konnte. Aber die Summe des Verhaltens einzelner brachte insgesamt schon die Wende. Letzten Endes muss man auch den hochgestellten Verantwortlichen im MfNV zugute halten, dass es im Zuge der Ereignisse am und nach dem 7.Oktober keinen bewaffneten Einsatz gegen die Bevölkerung gab. Im Oktober '89, als es in der DDR normale Herbstferien für die Schüler gab und wie seit eh und je zukünftige Militärflieger (nun schon der Abverfügung 90 und 91) eine weitere Woche ihrer Ausbildung an den Fliegerschulen der GST absolvierten, ergab sich für einen Offizier unserer Staffel die Gelegenheit, in Schönhagen mit den Bewerbern an einem dieser "üblichen Foren", die wir selbst seinerzeit immer mit peinlichem Schweigen besuchten, teilzunehmen. Damit alles gut passte, hatte unser Oberleutnant X zwei Offiziersschüler im Schlepptau, einer davon war ich. In Schönhagen erwarteten uns neben den Offiziersbewerbern auch illustre Gäste wie der damalige Vorsitzende der Flug- und Fallschirmsportsektion in der GST, Oberst Köllner (ja, der 2.Mann nach Siegmund Jähn) - dessen Hand zu schütteln für mich damals durch aus eine Ehre war und es bis heute bleibt. Insgesamt verlief diese Veranstaltung völlig anders, als wir es aus unserer Erinnerung kannten. Auch an den Jugendlichen war die Wende nicht spurlos vorbeigegangen. Neue Fragen tauchten auf. So mancher machte sich nun andere Gedanken über die NVA, zumal in diesem Jahr auch offizielle Abrüstungsbestrebungen der DDR eine neue Politik zumindest in dieser Hinsicht begründeten. Ich glaube nicht, dass zu meiner Bewerberzeit in der Mitte der 80er Jahre ein angehender Militärflieger aufgestanden wäre, um seine persönliche Meinung in dieser erlebten Art und Weise zu schildern. Abgesehen davon, dass ich diese Meinung nicht teilte, muss man hier schon Respekt zollen - und der Jugendliche verließ nach einem Gespräch auch ohne weitere Konsequenzen die Reihen der Militärflieger-Bewerber.

Das eigentlich überraschendste Erlebnis bei diesem Treffen war jedoch Oberst Köllner selbst. Viele Jahre hatte er bereits in herausragenden Stellungen am (vor)militärischen Leben teilgenommen und konnte so sicher ein ganz anderes Gewicht an politischer Lebenserfahrung in die Waagschale werfen. Bei seiner standesgemäß hoch angebundenen Rede verstieg er sich zu politischen Prophezeihungen, die uns kleinen Offiziersschülern den Atem verschlugen: binnen 10 Jahren würde es die DDR und den Warschauer Vertrag nicht mehr geben! Bei aller Akzeptanz der Wende - aber der Glaube an eine solche massive Veränderung fehlte uns doch. Nicht nur das: wir waren regelrecht erschüttert. Immerhin stellte er damit die gesamte Grundlage meines bisherigen Lebens in Frage. Als Offiziersschüler mit 22 Jahren konnte man hier nicht mit einer ebenbürtigen Weitsicht aufwarten wie es eben Oberst Köllner tat. Auch wenn es keine Vorgaben unserer Vorgesetzten gab: wir Offiziersschüler konnten „nur“ eine Reihe konkreter und technischer Fragen zu unserer Ausbildung in Brandenburg beantworten - so wie es geplant war.

Die Rückfahrt traten wir noch regelrecht benommen an. Die vorausgesagte politische Entwicklung gab Stoff für einige Diskussionen. Dass Oberst Köllner Recht behalten sollte, war für keinen zu der damaligen Zeit vorhersehbar. Genau genommen ist sein zeitlicher Maßstab ja noch um Größenordnungen geschlagen worden.

Am 10.November, was ein Freitag war, bildete sich in Brandenburg eine mehrere hundert Meter lange Schlange vor dem VPKA, das sich unmittelbar an das Gelände unserer OHS anschloss und sich somit unseren Augen nicht zu entziehen vermochte. Menschen, die hinaus wollten aus der DDR, standen seit den frühesten Morgenstunden in fiebriger Erwartung eines Stempels für ihren Personalausweis. Aber- so zeigte uns das Fernsehen später- viele wollten "nur mal rüber und sich die freie Welt ansehen und dann wieder heim".

Wir selbst kannten bis dahin wieder einmal nicht die entsprechenden politischen Hintergründe, wahrscheinlich war am Vorabend oder in der Nacht ein diesbezüglicher Entschluss im Staatsrat gefasst worden. (In der Tat war am Abend des 9.November eine Erklärung von G.Schabowski vermeldet worden, woraufhin Reisen in die BRD kurzfristig möglich seien.) Natürlich machten die neuen Erkenntnisse schnell die Runde. Natürlich wussten wir wieder nicht damit umzugehen, betrafen uns diese Sachen bis dahin auch nicht persönlich. Selbst die am nächsten Abend in jedem Fernsehkanal zu verfolgenden Sturmangriffe auf die Mauer in Berlin, die im weiteren Verlauf im Prinzip eine Massenflucht oder zumindest einen Besuch im Westen ermöglichten, waren irgendwie nicht für uns gemacht. Die von G.Schabowski verlesene Schrift (in der er wohl auch dem eigentlichen Ziel vorgegriffen haben soll) galt definitiv vorerst nicht für uns NVA-Angehörige. Wir durften keine Reise in den Westen unternehmen. Allerdings wurde dieses Verbot eine Woche danach aufgehoben und einige hatten es ohnehin nicht so lange ausgehalten - sie hatten sich bereits am vorigen Wochenende in Berlin die andere Seite angesehen (als OS des 4.Studienjahres hatten wir auch schon seit Sommer unsere Personalausweise für ein ziviles Leben zurück bekommen). Sicher war die Grundeinstellung gegenüber dem Westen je nach politisch-ideologischer Bildung sehr unterschiedlich. Bei meinem eigenen ersten Besuch in Westberlin war mir jedenfalls nicht immer wohl (kann aber auch an der Gegend gelegen haben)! Keiner wird bestreiten, dass ihn die bunte Welt und die materielle Vielfalt gefangen nahm. Irgendwie war es doch alles anders als im DDR-Fernsehen gesehen. Die eigene Welt erschien einem um einiges grauer und ärmer, als man jemals zuvor zur Kenntnis genommen hatte. Die eine oder andere materielle Errungenschaft aus dem Westen wollte man sich schon leisten, um sein Leben mit einem neuen Höhepunkt zu versehen. Außer den 100DM "Begrüßungsgeld" gab es vorerst jedoch dafür noch keine finanziellen Mittel - erst im Februar 1990 zogen die Menschen millionenweise zur Staatsbank, um sich für offizielle 1:5 mehr als 100,- D-Mark zu tauschen.

In dieser Zeit, noch im Dezember, traten auch neue Ideen in der politischen Arbeit an der OHS zu Tage. Zum einen gab es eine "richtige" Delegiertenkonferenz der SED in Bautzen, wo bunt gemischt Offiziere und Offiziersschüler vertreten waren. Als Teilnehmer erlebte ich nun auch wieder neue Fragen, die sich um die Zukunft der SED im allgemeinen und die Existenz in der NVA im besonderen drehten. Von einer "normalen" politischen Arbeit konnte nun keiner mehr sprechen. Die Welt stand Kopf. Mich selbst bewegten zu diesem Zeitpunkt schon konkretere Fragen, stand bei uns nun auch noch die Hautprüfung der Gesellschaftswissenschaftlichen Ausbildung unmittelbar bevor. Man konnte es regelrecht als Hohn auffassen! Im Prinzip sollte man hier sein geballtes Wissen der vergangenen 1000 Lehrstunden GWA und dazu eine gehörige Portion Klassenstandpunkt unter dem Blickwinkel eines bestimmten Themas vortragen. Wie passte das nun mit der politischen Entwicklung zusammen? Viele Sachen, die wir als fortschrittlich gelernt hatten, waren nun durch die aktuelle Politik überholt und ad acta gelegt. Wir hatten keine Grundlage mehr! Einen Vortrag durch die rosaroten Brillen wollten wir alle nicht mehr ... eine richtige Antwort bekam ich zu jener Zeit noch nicht - außer, dass man die Prüfung nicht in der aus den vergangenen Jahren bekannten Form abhalten wolle.

OS-Konferenz in LöbauEine weitere Errungenschaft der Wende war die gleichfalls im Dezember abgehaltene Offiziersschüler-Konferenz in Löbau. Ein wirkliches Novum, stellte doch eine Armee überhaupt kein demokratisches Organ dar. Aber hier sollten Offiziersschüler aus allen Teilstreitkräften zusammenkommen und gemeinsam mit verantwortlichen Offizieren aus den Stäben und Lehrkörpern grundlegend am Konzept einer Ausbildung feilen. Wieder einmal erwischte es mich als Delegierten, der morgens um 4 Uhr in den Barkas kletterte, um nach Löbau zu reisen. Dort trafen wir in der Tat mit mehreren hundert anderen Offiziersschülern zusammen, ebenso mit dem Kommandeur der OHS (der seine Schäflein wohl nun auch schon erkennen konnte - Uniform und Sprungabzeichen machten es möglich!). Neben den bekannten allgemeinen Äußerungen, die wohl stets an der Tagesordnung sind, quälte mich auch weiterhin die Frage nach der Form der Gesellschaftswissenschaftlichen Hauptprüfung. Also fasste ich mir ein Herz und trat vor eines der dienstbeflissen montierten Mikrofone. Der Standardsatz unseres Lehroffiziers für die Führung Politischer Arbeit (FPA) lautete sinngemäß "Wer sein Ohr dem Gegner leiht, ist für uns verloren!". Die politische Entwicklung und die inzwischen legitimierte Konsumtion von Westmedien einschließlich des Besuches der BRD/Westberlin straften alles Gelernte Lügen. Beim besten Willen war es uns angehenden Offizieren unmöglich, den Spagat zwischen einer Lehrmeinung und dem inzwischen zur Staatsdoktrin gewordenen Verhalten der Öffnung gegenüber dem Westen zu machen. Natürlich musste dies auch bei den Lehroffizieren für die GWA bekannt sein, hatten sie doch wahrscheinlich noch mehr Schwierigkeiten mit der Akzeptanz der neuen Situation als wir. Gleiches muss wohl für die Polit-Offiziersschüler gegolten haben, ihnen war die innerliche Verzweiflung schon deutlich anzumerken. Und dieses mal erhielten wir sogar eine vernünftige, weil geplante Antwort: die Hauptprüfung GWA wurde nur noch in der Form absolviert, dass man über ein zuvor bekanntes, aus ca.15 Bereichen selbst ausgesuchtes (und weniger verfängliches) Thema 20 Minuten vor einer Prüfungskommission zu referieren hatte. Also eine etwas bessere Hausarbeit, bei der man sich durchaus Bienchen verdienen konnte, ohne in das unglaubhafte Herbeten von Lehrsätzen zu verfallen - ich selbst suchte mir die Militärdoktrin des Warschauer Vertrages aus, an der ich keine Zweifel hatte.

Im Januar ereilte uns dann der große Tag, an dem alles politische Wissen aus uns herausgelassen wurde. Vor einer Prüfungskommission legten wir Kunde von unseren Kenntnissen ab, und je nach Vorbereitung kamen wir zu unseren guten oder weniger guten Noten. Alles in allem sind wir wohl sehr froh gewesen, dass uns die gewaltige Bürde der GWA-Hauptprüfung in der bis dahin bekannten Form erspart geblieben ist, stellte sie doch unwahrscheinlich hohe Forderungen an das Wissen.

Mit der Euphorie der Veränderung gingen wir zuvor jedoch erst einmal in den Jahreswechsel. Zu jenem Zeitpunkt ereigneten sich jedoch auch in anderen Ländern gewaltige politische Umwälzungen.

Bekannt sind den meisten Menschen auf der Welt die Vorgänge in Peking auf dem "Platz des Himmlischen Friedens", über die man selbst nach so vielen Jahre unterschiedliche Meinungen zum Vorgang selbst haben kann. Eigentlich ist dies schon ein Ereignis, was im Vorfeld unserer Wende im Frühsommer 1989 passierte und nicht danach - aber es beeinflusste unsere politische Weltsicht in jenem Jahr in riesigem Ausmaß. Unbestritten gab es 7000 Tote, von denen jeder ein Toter zuviel war. Aber je nach politischer Grundhaltung gab es eben unterschiedliche Aussagen zu der "Seite" der Opfer. Die meisten von ihnen waren wohl Staatsdiener, sprich: Soldaten, die von der aufgebrachten Menge getötet wurden. Die Erinnerungen an die chinesischen Geschehnisse blieben auf alle Fälle uns allen im Gedächtnis. Ein solches Blutbad in einem inneren Konflikt der Nation wollte keiner in der DDR. Vielleicht gaben die Ereignisse auch den einen oder anderen Ausschlag für ein Verhalten in der DDR.

Aktueller jedoch als China offenbarte sich in den Tagen um Weihnachten jedoch unser sozialistisches Bruderland Rumänien. Erschütternd war es, dass sich im Prinzip aus einer ähnlichen Situation wie in der DDR ein solcher Bürgerkrieg entwickelte. Mehrere Tausend Tote forderten die Umwälzungen hier. Zwar nahm man es zur Kenntnis, jedoch ging man über die Nachrichten oft hinweg. Insgeheim war man froh, dass die Entwicklung in unserem Land nicht einen solchen Verlauf genommen hatte. Unvorstellbar war ein solcher Zustand für uns - als Soldaten gingen wir zwar jeden Tag mit unserem Waffenhandwerk um - aber ein realer Krieg ist wohl für keinen vorstellbar gewesen.

Noch vor Weihnachten, als eine allgemeine Euphorie der DDR-Bevölkerung bestand und sie nach Offenheit und Veränderung schrie, kamen erschütternde Berichte über den Stand der Wirtschaft an das Tageslicht. Sachen, die jeder Arbeiter wusste, aber niemals den Weg in einen offziellen Bericht fanden, kamen zum Vorschein. Die Produktivität blieb weit hinter Erwartungen zurück, oftmals fehlten objektive Voraussetzungen für eine effektive Produktion: Material war knapp, mit den vorhandenen Maschinen nicht mehr zu produzieren. Eigentlich konnte man solche Erkenntnisse schon seit eh und je aus den Produktionsarbeiterkreisen vernehmen. Für mich und viele andere, die selbst nicht größere Zeit in der Produktion gearbeitet hatten, waren dies wohl zu Schülerzeiten nur der Unterricht (PA- "Produktionsarbeit" und diverse Praktika in Betrieben), die einem an dieser Volksmeinung teilhaben ließen. Natürlich ist die Produktionsarbeit einem nach höherem strebenden Geiste zuwider, weil nach dem ersten Tag erschöpfend langweilig, und so scherten wir uns in unseren jungen Jahren sicherlich kaum darum. Aber was man aus dem Bekannten- und Freundeskreis hörte, trieb einem schon manchmal die Verwunderung ins Gesicht. Planziele standen als Damoklesschwert über allem, diesen wurde alles andere untergeordnet. Oftmals auch mit unsinnigen, kurzsichtigen Aktionen. Sonderschichten am Wochenende, um das Monatsziel zu erreichen, wenn Montag ein neuer Monat begann - man hatte jedoch am Samstag damit das gesamte für Montag benötigte Material verarbeitet und stand also am Montag ohne Beschäftigung herum. Dazu konnte man nichts weiter sagen...

Mit der Wende jedoch wurde "alles besser". Die Produktivität wurde mit neuem Elan in die Höhe geschraubt. Zwar zog (noch) keine Marktwirtschaft ein, es ging jedoch darum, der einheimischen Wirtschaft den Rücken zu stärken und damit die bisherige Betriebsobrigkeit, da politisch suspekt, abzuschaffen und zu erneuern. Also stand in jenen Tagen insgesamt die Stärkung der oftmals marode genannten Wirtschaft im Vordergrund. Zu diesem Zwecke zogen auch wir Offiziersschüler zu Sonderschichten in die Brandenburger Betriebe aus. Hier schafften wir für den Betrieb mehr Produktionsausstoß mit für ihn gleichem Aufwand - also eine Ertragssteigerung und eine Verbesserung der Versorgungslage der Bevölkerung. Sachen, die uns heute in der Marktwirtschaft zu denken geben würden und auch insgesamt kaum vorstellbar sind. Ich selbst musste mit meiner Kette in Spät- und Nachtschicht einmal in einer Waffelfabrik, ein anderes Mal in einem Kinderbekleidungswerk in Brandenburg arbeiten. In beiden Betrieben schafften wir gut unsere Ziele, und zumindest nach dem Besuch im Erstgenannten konnten wir 3 Wochen lang keine Waffeln mehr sehen (logischerweise hatte jeder sein "Deputat" konsumiert..). Kurzfristig brachten solche Aktionen natürlich eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Betriebe, die Grundvoraussetzung für das Funktionieren des Staates in seiner Gesamtheit ist. Im nächsten Vierteljahr sahen natürlich viele Sachen schon wieder anders aus, denn dann wurde zielstrebig auf die Einheit mit der BRD hingearbeitet, was die DDR-Wirtschaft auf keinen Fall in ihrem Bestand sichern konnte. Dafür war ganz einfach die Produktivität zu gering. Wurde in DDR-Betrieben hauptsächlich mit Muskelkraft gearbeitet und somit vielen Menschen Arbeit und Lebensunterhalt gegeben, erfolgten hier mit Einzug der BRD-Marktwirtschaft und damit der Eigenständigkeit der Betriebe Umstellungen zur Einsparung der Kosten; da hierbei zuallererst die enormen Personalkosten zu Buche standen, war ein hoher Bestand an Arbeitskräften, wie man ihn sich in der DDR leistete, obsolet. Der Untergang der bekannten Betriebe allerorten ist hinreichend bekannt. Ehrlicherweise muss man zu diesen Ereignissen auch beitragen, dass die meisten gestandenen DDR-Bürger nun lieber auch die bunten, neuen Sachen aus dem Westen kaufen wollten; die Nachfrage nach Produkten aus der DDR ging rapide zurück. Nicht selten tauchten in den Geschäften Artikel auf, nach denen man sich jahrelang die Augen aus dem Kopf gesucht hatte - nun blieben sie aber auch dort, wollte sie doch nahezu keiner mehr kaufen. Lag es nun an der geschafften Produktionssteigerung...?

In unseren eigenen Reihen hinterließ der Jahreswechsel eine Spur der Veränderung - wahrscheinlich haben Weihnachten und Silvester dazu beigetragen. Im Gebäude unserer OHS sahen am 1.Januar 1990 die Unterkunftsbereiche der Staffeln erheblich verändert aus. Über Nacht war man mit großem Mut infolge unerlaubten Alkoholgenusses daran gegangen, unliebsame Wandzeitungen der SED und FDJ, die unsere Flure zierten, aus dem Fenster zu schmeißen. Freilich waren die Übeltäter als Kollektiv bekannt. Aber Kollektivstrafen gibt es nicht, und man verdonnerte die diensthabenden Offiziersschüler nur dazu, den entstanden materiellen Schaden wieder zu beheben. Erwartete politische Auswirkungen hatte es nicht mehr, auch wenn so mancher gestandene Parteisekretär darob des Vorganges tiiief Luft holte und eine Rede hielt. Aber mit jenem 1. Januar war ohnehin die gewaltigste Wende in das Leben der Armeeangehörigen eingezogen, und so juckte das ganze kaum jemanden ernsthaft.

Zum einen gab es auf einmal keine "Genossen" mehr. Die offizielle Anrede "Herr [Dienstgrad]" zog ein. Für viele klang das am 2.Januar, als man den Dienstbetrieb wieder aufnahm, sehr ungewohnt. Unser neuer Staffelkommandeur (auch dieser war neu) OSL Vetter empfing uns beim Staffelappell tatsächlich mit "Guten Morgen, meine Herren!". Irgendwie schlich sich bei den meisten das Gefühl ein, man sei in der Zeit um 45 Jahre zurückgewandert und befinde sich in einer richtig deutschen "Militärelite".

Zum anderen lichteten sich die Belastungen für die Armeeangehörigen enorm.

Es wurde der dienstfreie Samstag eingeführt - dafür allerdings der VKU gestrichen-, was Auswirkungen für den gesamten Ausbildungsablauf nach sich zog. Da ja nun sonnabends keine Flugvorbereitung mehr durchgeführt wurde, hatte man einen Flugdienst weniger pro Woche, denn fortan musste dafür der Montag herhalten. Die Ausbildungsdauer veränderte sich damit schlagartig - irgendwie mussten die Zeiten ja geflogen werden. Wie es in der Praxis gelöst wurde, weiß ich nicht mehr so richtig - aber letzten Endes nahm die weitere Entwicklung in der DDR und der NVA die Entscheidung ab.

Der Frühsport wurde gestrichen. Ein Fakt, der uns 4jährige OS nicht mehr berührte, mussten wir ihn doch ohnehin nicht mehr machen. 3 Jahre hatte er uns noch begleitet, und nun war er tot. Das ungeliebte Kind eines jeden Armeeangehörigen. Zwang er ihn doch, zu nachtschlafener Zeit draußen irgendwelche anstrengenden Leibesübungen durchzuführen, oftmals auch bei mistigstem Wetter.

Die Dauer des Grundwehrdienstes und der UaZ wurde herabgesetzt - wenngleich dies nicht am 1.Januar, sondern erst im Laufe des Monats geschah. Grund dafür war vielleicht auch der uns in den Tagen nach dem Jahreswechsel zur Kenntnis gelangte Soldatenstreik in Beelitz, der wohl eine Meuterei mit entsprechenden Forderungen darstellte. Zum Vorschein kam hier, dass letzten Endes normale "DDR-Männer" ihren Dienst taten, wie jeder andere im zivilen Leben auch. Für uns war ein solcher Streik zwar unvorstellbar, aber irgendwie gelang es mit allen möglichen politischen Handlungen von Seiten der Streikenden, wenigstens einen Teil der Forderungen längerfristig durchzusetzen. (Immerhin durfte ein Pfarrer dort wichtige Verhandlungen vornehmen ... war das schon ein Vorgriff auf die Zukunft?). Der Streik war ein Aufbegehren des Bürgers in Uniform, nicht unbedingt eines Soldaten. Diese leben stets nach anderen Prämissen. Das Waffenhandwerk wurde nicht geschaffen, um "ein normales Leben zu führen", sondern um auf die Erfordernisse einer bewaffneten Auseinandersetzung vorbereitet zu sein. Das Ansinnen des Streikes ist somit zwar menschlich verständlich, jedoch unsoldatisch gewesen. Aber es passte in die allgemeine Wende - zumal auch der neue Verteidigungsminister Admiral Th.Hoffmann sich offen gegenüber vielen Forderungen zeigte und diese in der Folgezeit auch umsetzte. Nicht alles konnte auf sein Begehren hin geschehen, denn für die gesetzlichen Änderungen musste der Staatsrat der DDR seinen Namen geben. Eine davon war eben die Verkürzung des Wehrdienstes. Mit einem Male gab es größere Defizite in den Truppenteilen. Über Nacht schieden viele Grundwehrdienstleistende und UaZ aus, die schon länger als die neu angesetzten 12 Monate bzw. 2Jahre gedient hatten und nicht freiwillig länger Dienst tun wollten. Darauf war die NVA nicht vorbereitet, zumal insbesondere der Bestand an UaZ (die oftmals auch technisch anspruchsvolle Aufgaben wahrnehmen mussten - einschließlich der Sicherstellung im Fliegeringenieurdienst unseres Geschwaders) drastisch schrumpfte. Aber "irgendwie" wurde auch dieses Problem gelöst.

Im Januar 1990 löste sich ebenfalls die Existenz der SED-Grundorganisationen in der NVA in Luft auf. War es bis dahin der normale Zustand, innerhalb der NVA eine eigene Parteiorganisation zu haben, so sollte sich fortan die NVA als Instrument des Staates von einer Parteizugehörigkeit lösen. Die Streitkräfte hatten sich der Regierung der DDR zu unterwerfen, nicht einer einzelnen Partei - dieser Doktrin wurde später auch in einem veränderten Fahneneid Rechnung getragen. Die SED-Grundorganisationen in der NVA und ebenso in den Betrieben der DDR wurden aufgelöst. Unser hauptamtlicher Parteisekretär, der als Offizier im Geschwaderstab seinen Dienst verrichtete, war über Nacht bedeutungslos geworden. Für uns Parteiangehörige war nur der Gang zu einer Grundorganisation außerhalb der Kaserne möglich, wollten wir weiter politische Arbeit betreiben. Inzwischen benannte sich die SED nunmehr SED/PDS; im Zuge der Wende wollte man sich auch hier von alten Zöpfen trennen und der Zukunft anders gegenüber stehen. Unsere Mitgliedschaft in der SED/PDS war nun auf ein Mal an unsere eigene Initiative gebunden. Wollte ich oder wollte ich nicht ...? Die meisten von uns haben im Januar 1990 ihr Mitgliedsbuch völlig unkompliziert beim scheidenden Parteisekretär auf den Tisch gelegt. Damit war die Parteizugehörigkeit erledigt. Da die SED/PDS ohnehin stark am Sieben war, um unerwünschte Mitläufer, Rosarot-Gucker und Gewinnsüchtige aus der Organisation zu entfernen, konnte man ohne bürokratischen Aufwand von einer Minute auf die andere aus der Partei ausscheiden. Genutzt haben es die meisten Berufskader der NVA, im Zivilen sah es mit großer Sicherheit noch extremer aus. Viele Genossen hatten es "schon immer gewusst" und waren im Grunde "schon immer dagegen" - nun war ihre Chance da, sich von der Führung abzuwenden.

Die Wende forderte noch mehrere Tribute in der Fortführung unserer Ausbildung. Die gesamte Planung des Einsatzes in den zukünftigen Truppenteilen wurde über den Haufen geworfen. Normalerweise absolvierten die Offiziersschüler des 4.Studienjahres einen großen Teil desselben in ihren Einsatztruppenteilen - nach den Einsatzgesprächen war ja jedem auch bekannt, in welchen Winkel der Republik es ihn verschlagen würde. Anders in diesem Jahr: wurde zuvor schon der einjährige Frunse-Aufenthalt gestrichen, wurde nun auch die anstehende Ausbildung zum II.HSF für die KHG-Kandidaten in Brandenburg durchgeführt. Also blieben 15 Mann übrig, die weiterhin im HAG-35 ausgebildet wurden, anders als die nach Parow und Nordhausen Kommandierten. Für uns nicht unbedingt unangenehm, konnten wir uns doch prima in unseren Dienstzimmern ausbreiten und unser gewohntes Leben im Wohnheim genießen.

Vorerst stand jedoch die Fertigstellung der Diplomarbeiten im Vordergrund. Dazu blieben uns etliche Wochen Zeit, davon 4 Wochen ausschließlich für das Schreiben der Arbeit. Für mich persönlich eine sehr angenehme Zeit; konnte man doch durchaus den einen oder anderen Tag mal etwas "pünktlicher" nach Hause gehen - ich hatte schon Frau und Kind und Wohnung in Brandenburg. Freilich musste man sich bei aller eingekehrter Lockerheit des Dienstes schon zu der einen oder andern Maßnahme zwingen - nicht immer hatte man an diesem Tag Lust zum Schreiben! Als jedoch am 30.April die gewaltigen Machwerke von unserem Schreibtisch auf den der Kommission wanderten, fiel von uns eine Last ab. Die Arbeiten waren fertig - was nun? Sonstigen Dienst gab es wenig, die fliegerische Ausbildung war erst später geplant... Aber inzwischen hatte uns die materielle Wohlstandswelt der benachbarten BRD erreicht. Immerhin gab es jetzt Zeitschriften zu kaufen, die früher unerreichbar waren (Meine erste "Chip" kostete 21,-M, ich habe sie emsig gelesen). Videotheken als Kleinod der Unterhaltungskunst taten ihre Pforten auf. Wir nutzten diese auch zunehmend. Mit unserem Dienststellenausweis, den man als OS des 4.Studienjahres besaß, konnten wir jederzeit die Dienststelle verlassen. Also eine große Tasche unter den Arm geklemmt, und in der nahe gelegenen Videothek flugs einen Videorekorder und zugehöriges Bandmaterial besorgt. "Top Gun" und "Stählerner Adler" zählten zu unseren ersten Eindrücken, die wir von den Fliegern aus dem Westen gewinnen konnten - freilich Sachen, die selbst heute in ihrer politischen Botschaft fragwürdig sind. Aber wir mussten die uns vorenthaltenen Werke unbedingt kennen lernen! Einen Fernseher zu finden, den wir heimlich auf unser (abschließbares) Dienstzimmer schleppen konnten, war mir als Computerverantwortlicher ohne weiteres möglich. Kein Hahn krähte danach, die Vorgesetzten waren inzwischen mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Der Vollständigkeit halber sei wenigstens erwähnt, dass die anschließende Ausbildung zum II.HSF ihren vorschriftsmäßigen Verlauf nahm- insgesamt war sie wenig spektakulär.

Im Laufe der folgenden Monate griffen etliche politische Veränderungen, die wohl infolge der Wahl am 18.März 1990 eindeutig auf eine Unterordnung unter die BRD hinarbeiten würden.

Als NVA-Angehörige waren wir während der Grundausbildung auf die DDR-Fahne und die Arbeiter- und Bauernregierung vereidigt worden. Von diesem Eid wurden wir im Juli 1990 entbunden, da dieser nicht mehr in die neue DDR und ihre politische Zukunft passte. An dessen Stelle trat für uns das Gelöbnis der Berufssoldaten. Damit wurde der NVA-Soldat von seiner Klassenpflicht gegenüber der Arbeiter- und Bauernregierung "erlöst" und die Pflichterfüllung für eine wie auch immer geartetete Regierung als unabdingbare Klausel eingeführt. Wichtig war dabei natürlich die Friedenserhaltung. Die Zelebrierung des Gelöbnisses fand an einem normalen Tage auf dem Appellplatz der Kaserne statt. Mit einem Male waren wir ganz andere Soldaten - ein eigenes Klassenbewusstsein, das wir nahezu 4 Jahre vermittelt bekommen hatten, sollten wir nun nicht mehr entwickeln. Politik ist nicht Sache des Soldaten, er ist mit seiner Armee im Kriege nur "die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" (das passte nun schon wieder zu einer GWA-Ausbildung). Wir fügten uns, taten sich für uns doch vorerst keine Veränderungen auf. Im Gegenteil - die neue Welt hielt viele angenehme Sachen bereit. Und den meisten Soldaten ist dieses Gelöbnis auf eine DDR-Regierung sicherlich leicht von den Lippen gegangen.

Waren wir in unserem Jahrgang noch die wenigen "Glücklichen", die die wenigen Wochen der Ausbildung zu Ende führen konnten, traf es die Jüngeren härter. Die Ausbildung der Offiziers- und Fähnrichschüler aller Jahrgänge, die später als 1990 fertig würden, ist im Juni 1990 über Nacht gestoppt worden. Das betraf nicht nur die Offiziersschüler der fliegenden Zunft, sondern nahezu aller Waffengattungen in der NVA. In der Regel wurden die betreffenden Schüler nach Hause geschickt. Dem gewonnenen Zivilleben als Lohn stand das Fehlen einer Abschlusses gegenüber- die harten (3) Jahre der Ausbildung waren gewissermaßen Verschwendung gewesen. Die Chancen auf die Fortführung der Ausbildung, auch später in einer anderen deutschen Armee, sahen vorerst sehr schlecht aus. Erst später pickten sich manche großdeutsche Unternehmen Rosinen heraus und rekrutierten fachlich hoch gebildete ehemalige Offiziersschüler, um sie in ihrem Interesse erneut studieren und arbeiten zu lassen. Freilich wurde auch hier viel Schindluder betrieben, waren wir doch großenteils gutgläubig (um nicht zu sagen leichtgläubig) und nahmen die meisten Versprechungen über alle möglichen Förderungen für bare Münze. So manche von großen, unpersönlichen Unternehmen vorgetragene Absicht löste sich aber alsbald in Luft auf, und man musste selbst nach seinem Fortkommen sehen.

Eine positive Ausnahme im Bestand der NVA stellte die OHS der LSK/LV "Franz Mehring" in Kamenz sowie die MTS in Bad Düben dar. Hier wurden Dank der Intension von verantwortlichen Vorgesetzten Voraussetzungen für die Weiterführung einer Ausbildung der technisch orientierten Studiengänge unter der Flagge der Bundeswehr ermöglicht, wobei eine sehr starke Kooperation mit der TU Dresden (mit der schon zuvor gute Kontakte bestanden) sehr hilfreich war. Zunächst trug die Schule tatsächlich den Namen Bundeswehr - OHS der LSK/LV "Franz Mehring", wurde aber nach der offiziellen Schließung der OHS in Kamenz am 31.07.1991 (OHS für Militärflieger: 31.12.1990, da war sie aber ohnehin längst ohne Offiziersschüler) als TU Dresden- Außenstelle Kamenz bzw. Technikum Kamenz weiter geführt. Der Ausbildungsbetrieb lief dort bis März 1993 und endete mit einer Diplomübergabe an die ehemaligen Offiziersschüler.

[Ausführungen zu diesem Thema sind in dem Buch "Geschichte und Geschichten der Offiziershochschule der LSK/LV "Franz Mehring" zu finden. Für die Schilderung dieses mir und vielen anderen unbekannten Sachverhaltes danke ich Dr. Herbert Bellanger, vormals Lehrstuhlleiter an der OHS in Kamenz.]

Mit den Tagen schwanden auch die Äußerlichkeiten der NVA. Wurde bereits im Januar die Stiefelhose abgeschafft und somit auch die ebenfalls liquidierte Paradeuniform um ein wesentliches Element betrogen (im übrigen wurde auch der Offiziersdolch abgeschafft), so kamen im Juni(?) die Kokarden und Embleme auf die Abschussliste. Zierten bis dahin Hammer, Zirkel und Ährenkranz unsere Mützen, so wurden sie jetzt entfernt und durch schwarz-rot-goldene Kokarden ersetzt - die so genannten "Reichsbahn-Kokarden". Die DDR wurde so aus den Uniformen entfernt.

Für uns Diplomanden des Jahres 1990 steigerte sich dies, als wir am 10.August Absolventendreiecke und Klassifizierungsabzeichen erhielten, die anstelle der bis dahin üblichen DDR-Flagge einen aufgeklebten Soldatenkopf oder einfach nur einen Farbklecks erhielten. Die Veranstaltung als solche wurde schon eifrig unter den Bestrebungen des CDU-eigenen Ministeriums für Abrüstung und Verteidigung geführt, war dieses doch zuständig für die gesamte NVA. Die Allgemeinplätze, die der Ministeriumsbeauftragte von sich gab, waren alles andere als Erfolg verheißend für uns angehende Flieger; viele Neulinge blieben ja nach dem Ausbildungsstopp ohnehin nicht mehr übrig. Die befohlene Reduzierung des Offiziersbestandes der NVA und die Eingliederung in die der freiheitlichen Welt dienende Bundeswehr mit allen Vor- und Nachteilen stand bevor. Keiner von uns wusste, wie dies vor sich gehen sollte, zumal uns jungen Absolventen überhaupt erst einmal der Wechsel in die Einsatztruppenteile bevorstand - aber in denen konnte man nur genau so wenig wissen! Die Veranstaltung, zu der wir in einem Bus nach Bautzen angereist waren, beendeten wir am Nachmittag mit der Rückfahrt nach Brandenburg. Ab diesem Zeitpunkt hatten wir Urlaub, und offiziell war dies der letzte Kontakt mit der OHS in Brandenburg. Vielen ist es zu diesem Zeitpunkt bewusst geworden, dass dies ein endgültiger Schlussstrich unter die Vergangenheit war. Irgendwie unterschied sich das alles von dem, was die zahlreichen Absolventenjahrgänge vor uns erlebt hatten. Kein Einzug mit den sprichwörtlichen Pauken und Trompeten am neuen Dienstort und kein lang vorher geplantes, gesichertes Fliegerleben mehr.

Mit dem Ausscheiden unseres -des letzen- Ausbildungsjahrganges hatte auch die OHS und das HAG-35 keine Aufgabe mehr. Die Offiziere, Fluglehrer, das Ingenieurtechnische Personal - was würde wohl mit ihnen geschehen? Freilich machte sich nicht jeder in Brandenburg sofort solche niederschmetternde Gedanken, vielfach nährte die Hoffnung auf eine weitere Zukunft als Flieger das Leben (das HAG wurde dem THG-34 bzw. dann dem Lufttransportgeschwader der Bundeswehr zugeschlagen).

Mein eigener Werdegang zielte nun schon darauf ab, irgendwann die Fliegerei in der Bundeswehr aufzugeben. Ich selbst dachte nicht, noch an den neuen Standort Cottbus zu gehen, buhlten angeblich doch schon arbeitsamtbesessene Beamte um mich, um mir eine technische Ausbildung bei einem großen deutschen Elektronikkonzern zu geben. Ich selbst glaubte dem einige Wochen, jedoch brachten mich immer wieder die Verschiebungen für Termine und Treffen im Wochenrhythmus dazu, es anders zu machen. Also zog ich zunächst doch im Cottbuser KHG-3 ein und beteiligte mich recht und schlecht am dortigen Leben.

Auch das KHG-3 hatte die vor-einheitliche Zeit erreicht. So recht wusste man mit uns 6 frischgebackenen Leutnants nichts anzufangen. Das allerdings war uns seit dem "3-Tage-Praktikum" im Juni schon geläufig. Das Geschwader hatte mit einem massiven Rückgang der Aufgaben zu kämpfen (es gab auch kein DHS mehr), und für Neulinge hatte man ja eigentlich auch gar keine Hubschrauber mehr übrig. Sicher ist dies nicht unbedingt ein Problem der politischen Neuordnung gewesen, aber im Zuge der Selbstprofilierung von jedermann im KHG-3 trat die Aufopferung für die "Frischen" etwas zurück. Wir 6 Leutnants verbrachten unsere Zeit vorerst in einem abgelegenen Dienstzimmer für uns allein, meistenteils erhielten wir Studienmaterial vom Staffel-Steuermann oder anderen Vorgesetzten - so wurden wir auf unabdingbare theoretische Art mit dem Flugplatzgebiet Cottbus vertraut. An Fliegen war vorerst noch nicht zu denken, und für mich persönlich kam auch im verbleibenden Vierteljahr bis zum 30.11.1990 - was mein selbst gesetztes Ende bei der Bundeswehr war- lediglich 45 Minuten Flugzeit hinzu.

Der 3.Oktober ging in die Weltgeschichte ein als der Tag, an dem der Unrechtsstaat DDR auf eigenen Wunsch (und den von Herrn Kohl) hin aufhörte zu existieren. Wie es sich für ein Staatsorgan gehörte, wurde in der Ex-NVA dies mit entsprechend großem, feierlichen Aufwand zelebriert. Am 2.Oktober traten wir zum letzten Mal in NVA-Uniform an, in einem Appell wurde die Dienstflagge der NVA eingeholt. Immerhin waren zu diesem Zeitpunkt Videokameras schon vereinzelt errungenes materielles Gut, so dass sicher von den meisten Truppenteilen Aufnahmen dieses Appells existieren. Die Macht der NVA wurde an die Befehlshaber der Bundeswehr übergeben. Mit dem 3.Oktober wurde die Bundeswehr-Uniform Dienstkleidung, und wir waren auf ein Mal andere Menschen. Viele liefen mit gespaltenen Gefühlen umher, einfach war es mit Sicherheit nicht. Aber man fügte sich in neue Bestimmungen, Anordnungen und Vorgänge, war man doch jetzt auf dem Wege, Flieger der Bundeswehr zu sein. Freilich hatte von uns noch keiner so die rechte Ahnung, wie es denn nun tatsächlich war in der Bundeswehr, lief doch alles erst mühsam an. Unsere Kenntnisse ergaben sich einfach aus dem Hörensagen, und auch Schwarmführer (früher Kettenkommandeur) und Staffelkapitän konnten nicht viel andere Erkenntnisse haben. Vereinzelt quälten sich Offiziere schon in Bundeswehr-Biwaks bei einer Art zweiten Grundausbildung - die waren uns dann Jahre voraus. Schon primitive Sachen, über die man heute lächelt, zogen uns in ihren Bann: als Bundeswehr-Offizier sollte es nahezu "Pflicht" sein, ein Auto bestimmter Größe zu fahren - wir staunten mit offenen Mündern, wie man das wohl bewerkstelligen wollte und sollte. Noch hatten wir keine Ahnung vom echten Geld in der Bundesrepublik. Für die meisten von uns gehörte irgendein gebrauchtes Auto, das nicht mit DDR-Kennzeichen geboren war, zum erstrebenswertesten Gut jener Tage. Wie wollten die das nur anstellen, jedem ein Auto zu "befehlen"...? Die Lösung dieses innerlichen Problems erlebte ich selbst nicht mehr bei der Bundeswehr, aber heute wissen alle, dass das Auto nur Mittel zum (Fortbewegungs-) zweck ist, bei dem ein Bundeswehr-Bediensteter hier zweifellos mit etwas größerem Geldbeutel aufwarten kann.

Mit dem Fortgang des vereinten, bundesdeutschen Lebens nach dem 3. Oktober hatte die Wende ihre „Zweckbestimmung" erreicht, und so wird eben jener Tag der Deutschen Einheit als das erfolgreiche Ende der Wende gewertet. Das Leben vieler ehemaliger Offiziere und anderer Berufskader der NVA zerschlug sich und verstreute sie in viele Winde. Nicht jeder Ex-Offizier kam gut mit seinem neuen Leben zurecht oder ihm wurde diese Chance gar nicht gegeben - zu unterschiedlich waren die in den letzen paar Dutzend Jahren gelernten Auffassungen von der Welt. Wir jungen Absolventen hatten mit dieser Neuordnung wahrscheinlich noch die wenigsten Probleme; die Steine, die uns im Weg lagen, konnten wir noch gut motiviert und erfolgreich überspringen.