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Diplomzeugnis

Diplomarbeit

Mit dem Jahre 1983 wurde für alle Offiziersschüler der NVA die Diplomausbildung eingeführt. Was bisher ein Hochschulstudium war und mit dem Abschluss als Hochschulingenieur versehen wurde, wuchs nun zu einen Diplomstudium an. Der Abschluss an der OHS wurde mit einem Diplom besiegelt und mit einer zivilen Gleichwertigkeit versehen. Bei den Fliegern sollte fortan Diplomingenieur für Verkehrswesen auf dem Diplom stehen.

Mit dem Übergang zu Diplomausbildung war in der NVA allgemein eine Ausdehnung des bisher 3jährigen Studiums auf 4 Jahre verbunden. Zwar gab es auf Grund des Ausbildungsumfangs bei den Flugzeug- und Hubschrauberführern schon stets ein 4jähriges Studium (genau wie bei Seeleuten der NVA), jedoch wurde auch hier der Umfang der theoretischen Ausbildung der allgemein üblichen Erfordernissen an ein Diplomstudium angepasst: vermehrte Grundlagenausbildung, Mathematik, Physik, Aerodynamik, technische Fächer. Die fliegerische Ausbildung konnte kaum mehr Umfang bieten als bisher, hatte sie sich doch schon in den vergangenen Jahren als eine zweistufige Ausbildung auf der Mi-2 und Mi-8 durchgesetzt und mehr oder weniger bewährt.

Hinter den Kulissen mag es freilich Diskussionen über den Sinn einer Diplomausbildung für den Offizier der NVA gegeben haben. Für die unmittelbare Ausübung der militärischen Funktionen bis hin zu den ersten Kommandeursdienststellungen war ein Diplomwissen nicht unbedingt erforderlich. Auch in vielen anderen Streitkräften der Welt ist der Offizier nicht an ein Diplom gebunden, ja noch nicht einmal der Militärfliegerberuf an einen Offiziersdienstgrad. Aber offensichtlich sollte mit fortschreitender Zeit auch dem Offiziersberuf in der NVA mehr Attraktivität und das Aushängeschild einer hochwertigen Bildung geboten werden, wenngleich dies alles nur theoretischen Wert haben konnte. Weder kam man dazu, sein Diplom in absehbarer Zeit im zivilen Bereich zu nutzen, noch konnte man die Qualität der Diplomausbildung an einem zivilen Studium messen – dazu war die Ausbildung an der Offiziershochschule der NVA zu spezifisch militärisch und zu einzigartig. Für unseren Ausbildungskurs, der im Jahre 1990 sein Diplom erhalten würde, war die anstehende Diplomausbildung schon eine selbstverständliche Forderung. Wir kannten es nicht mehr anders.

Die Erstellung der Diplomarbeit erfolgte im Laufe der letzen eineinhalb Studienjahre. Anders als bei den meisten zivilen Studiengängen außerhalb der NVA, wo für die Erstellung der Arbeiten Wochen oder Monate für genau diesen Zweck eingeräumt wurden, gab es das in den OHS der NVA nicht. Die Zeiten waren stets irgendwo im normalen militärischen Dienstablauf unterzubringen, eine dedizierte zusammenhängende Zeit zum Recherchieren oder Schreiben wurde allein im beginnenden letzten Studienhalbjahr gewährt. Diese 4 Wochen im Februar des 4.Studienjahres mussten dann auch straff genutzt werden, wenngleich man jetzt „nur noch“ schreiben konnte. Für eine Grundlagenarbeit war es im Grunde schon zu spät: der 1.April 1990 als Abgabetermin stand unwiderruflich fest. Allerdings gab es in den zurückliegenden Monaten „zwischendurch“ durchaus den einen oder anderen Tag, der für die Diplomarbeit genutzt werden konnte - insbesondere, wenn im 4.Studienjahr wegen des schlechten Herbstwetters eine Flugschicht abgesetzt wurde. Statt einer normalerweise eilends angesetzten theoretischen Weiterbildung ließ uns der Staffelkommandeur dann an den Diplomthemen arbeiten. Gelegenheit für uns Offiziersschüler, die Unterlagen dazu aus dem Schrank zu holen und sich mit einigen Mühen wieder in das eigenhändig Geschriebene zu vertiefen. Diese Tage waren jedoch schlecht voraus zu sehen; gut beraten waren diejenigen, die sich nicht auf solche Zeitgeschenke verließen und ihre Recherchen und Ausarbeitungen in ihr normales Tagesgeschehen integrierten.

Die 1.Kette der II. Staffel, deren 4.Studienjahr normalerweise in der Sowjetunion stattfinden sollen, hatte auch hier bereits „Besonderheiten“ in ihrer Vorbereitungszeit auf das Diplom erfahren. Die Arbeiten mussten bereits zum Ende des 3. Studienjahres, vor der Versetzung nach Frunse, vorliegen. So war für diese Kette bereits im 3.Studienjahr mehr Zeit für die Erstellung der Diplomarbeit veranschlagt worden, einschließlich der 4 Wochen zum Anfertigen der Reinschrift. Zwar ereilte unsere 1.Kette dieses Schicksal nicht mehr, denn Anfang 1989 wurde diese Frunse-Ausbildung abgesagt (und damit auch das Ausbildungsprogramm allmählich wieder an die hiesigen Maßstäbe angeglichen), doch kannten wir die Anforderungen von den Kameraden der älteren Jahrgänge. Unsere Kette hatte im Vorfeld der Frunse-Ausbildung eine gestraffte theoretische Ausbildung erhalten. In den ersten 3 Studienjahren bestand für uns eine 4.Unterrichtseinheit zumeist aus aktivem Lehrstoff (also Unterricht), währenddessen die anderen Ketten hier Selbststudium betrieben. So erhielten wir während dieser Zeit einen ordentlichen Vorsprung an theoretischen Kenntnissen und Prüfungen. Dieser war erforderlich, da das 4.Studienjahr in Frunse für uns keinen Unterricht im Sinne der Hochschulausbildung in der NVA enthielt, sondern sich hauptsächlich auf die Schulung auf der Mi-24 konzentrierte. Nahezu die komplette Ausbildung musste bis zum Beginn des Studienjahres in der Sowjetunion abgeschlossen werden. Das „daheim gebliebene“ 4.Studienjahr setzte dagegen sein normales Studium fort und erlangte auch in diesem Studienjahr theoretische Ausbildungsstunden.

Mit einem Überhang an nunmehr freier Ausbildungszeit, den wir in der Zeit vor der Absage des 4. Studienjahres in Frunse erworben hatten, traten wir in 4.Studienjahr ein. Während die anderen Ketten jetzt theoretische Ausbildung absolvierten, die wir schon hinter uns hatten, konnten wir oftmals gut am Weitergang unserer Diplomarbeiten feilen.

Die Ausgabe der Diplomthemen erfolgte im 3.Studienjahr. Auf Grund des beschränkten Themenumfanges, den man an der OHS dem Umfeld einer Ausbildung zum Hubschrauberführer abringen konnte, waren innovative Themen freilich selten. Wahrscheinlich sind auch Themen im Laufe der Jahre mehrfach abgehandelt worden, wenngleich der persönliche Fleiß und die Recherchen des Diplomanden eine umfassende und unterschiedliche Beleuchtung des Themas zu Tage brachten. Einen echten wissenschaftlichen Nährwert konnte man demzufolge wohl nur von den wenigsten Arbeiten erwarten. Auch wenn das Thema eine professionelle Arbeit des Diplomanden erforderte und letzten Endes Neues erbrachte - generell „verschwand“ die Arbeit in den Archiven der OHS. Truppenrelevanz außerhalb des geplanten Lebens an der OHS war nur wenigen Arbeiten eigen, und meistenteils konnte man dies vom Offiziersschüler auch nicht ernsthaft erwarten - war doch eine Zusammenarbeit mit tatsächlichen Einsatztruppenteilen sehr beschränkt.

Gut beraten waren diejenigen, die sich bereits im Vorfeld der offiziellen Vergabe der Themen eifrig mit Grundlagen oder Projekten beschäftigten. Gemeinsam mit Lehroffizieren konnten so oftmals neue Aufgabenstellungen mit einem höheren Anspruch „kreiert“ werden, die auf gemeinsames Betreiben hin zu einem Diplomthema ausgebaut wurden. Mit etwas Geschick konnte man auf diese Art auf ein neues, passendes Thema hinarbeiten und dessen Aufnahme in das Diplomthemenverzeichnis bewirken.

Die Arbeit des OS Hietschold...

Hardcopy der KC-85/3 Bildschirmdarstellung Hardcopy der KC-85/3 Bildschirmdarstellung Hardcopy der KC-85/3 Bildschirmdarstellung Hardcopy der KC-85/3 BildschirmdarstellungIch selbst hatte bereits seit dem ersten Studienjahr ein großes Interesse an der Computertechnik an den Tag gelegt, wenngleich selbige im Geschwader nur in homöopathischen Mengen vorhanden war. So entstand, gemeinsam mit dem Stab des HAG-35, recht zeitig die Idee für meine eigene Diplomarbeit: Die Darstellung der Luftlage am Flugplatz Brandenburg mit Hilfe von Kleincomputern. Erwachsen war das Thema aus der unzureichenden Sicherstellung der objektiven Luftlagekontrolle und -darstellung, bewegen sich doch Hubschrauber größtenteils in geringen und extrem geringen Höhen und entziehen sich damit einer ständigen Radarkontrolle. Entsprechend „hoch angebunden“ erhielt ich auch den Geschwaderkommandeur, OSL Zahl, als Mentor zugeteilt. Mit den zur Verfügung stehenden Kleincomputern der KC-Reihe, die man auch seinerzeit schon wohl eher dem Heimcomputerbereich zugeordnet hätte, versuchte ich eine recht anspruchsvolle Softwareidee in die Tat umzusetzen. Mehrere Hundert Stunden Arbeit steckten in diesem Projekt, noch bevor es mir überhaupt offiziell als Diplomthema zugeteilt wurde. Meine eifrige und teilweise schon fertige Arbeit wurde mit Beginn des 4.Studienjahres ins Wanken gebracht: der Flugplatz Brandenburg war langfristig nicht mehr als Platz zur Ausbildung angedacht! Was unter großer Geheimhaltung in den Stäben von OHS und HAG-35 diskutiert und vorbereitet wurde, erforderte von mir im Herbst 1989 ein Umplanen des Projektes. Ab dem Jahre 1990 sollte der Flugplatz Rothenburg an der polnischen Grenze (Rufname OPER) auch die Ausbildungsjahrgänge für Hubschrauberführer aufnehmen. Dort, wo bisher allein das FAG-15 die Ausbildung auf der MiG-21 durchführte, sollten sich fortan mehrere Staffeln eines kombinierten(!) Geschwaders den Platz und den Flugraum teilen. Zwar würde eine Hubschrauberführerausbildung nur noch in vermindertem Umfange und ausschließlich auf der Mi-2 geführt, aber dennoch stellte die Idee die bisherige Durchführung völlig auf den Kopf. Selbstredend gab es bisher dafür überhaupt keine Konzeption; außer den Stäben wusste kein Mensch etwas davon. In Ermangelung von hubschraubertauglichen Elementen im Flugraum, die auf dem Computer überhaupt dargestellt werden konnten, kam so „nebenbei“ noch die Aufgabe auf mich zu, für den Flugraum Rothenburg eine Ordnung zum Fliegen mit Hubschraubern auszuarbeiten. Zonen, Landeverfahren und Strecken, die durch die MiG-21 genutzt wurden, waren nicht brauchbar für die Ausbildung auf einer Mi-2. Für meine eigenen Verhältnisse betrat ich damit Neuland; Kenntnisse über solche strategischen Planungen waren mit Offiziersschüler-Kenntnissen kaum sinnvoll und vollständig richtig zu erarbeiten. Zwar ist Neuland das Ziel einer Diplomarbeit, doch forderte mich die aus meiner persönlichen Sicht eigentlich nebensächliche Aufgabe in unerwartet großem Umfang. Die tatsächlichen Verhältnisse in Rothenburg wusste ich nicht einzuschätzen. Kenntnisse über den Platz und den Flugraum Rothenburg hatte ich bisher nur aus schriftlichen Unterlagen gewonnen; fliegerische Praxis in Rothenburg war mir nicht vergönnt gewesen. Mit einem Geschwaderkommandeur als Mentor gelang es jedoch, auch dieses Manko zumindest teilweise auszugleichen: mit seiner Hilfe erhielt ich meinen eigenen Flug von Brandenburg nach Rothenburg, um die Verhältnisse an diesem Platz auf ihre Bedeutsamkeit für meine Diplomarbeit einzuschätzen. Ein solcher Flug stand zweifellos nicht allen Offiziersschülern zur Verfügung.

Karte Flugleitungsbereich Rothenburg/ Bautzen mit geplanten Zonen und Strecken

Völlig unbekannt war für mich die recht umfangreiche sicherstellende Technik einschließlich einer gedeckten Flugleitung. Was bei Hubschrauberplätzen normalerweise nicht vorhanden war, stand auf dem Rothenburger Jagdfliegerplatz zur Verfügung - jedoch unter den Bedingungen einer fliegerischen Ausbildung auf Hubschraubern großenteils unnütz. Bekanntermaßen liegen in aller Regel die Flugprofile unter den Auffassungsbereichen der Funkmesstechnik.

Mit diesen Erkenntnissen konnte ich meine eigene Idee für eine Software zur Darstellung der Luftlage (nun am Flugplatz Rothenburg) zielgerichtet umsetzen. Wiederum verbrachte ich mangels effektiverer Werkzeuge hunderte Stunden meiner Studien- und Freizeit am PC. Freilich konnte ein Computer die Position der Hubschrauber nun nicht anders erfahren als bislang die Radartechnik, jedoch war meine Grundidee eine Art mathematisches Modell. Die vorgegebenen Geschwindigkeiten der Hubschrauber führten über eine zeitliche Integration zu (anzunehmenden) Standorten, die man auf dem PC grafisch übersichtlich darstellen konnte. Darüber hinaus ersparte ich mit der Software dem Flugleiter und Steuermann das ständige Hantieren mit selbst gebasteltem Planchett und Uhr im SKP. Die Kontrolle von Flugzeiten und die Darstellung von Zonenbelegungen war für den Rechner ein Leichtes.

Mit dem Voranschreiten des Jahres 1990 und der drohenden Abwicklung der NVA bzw. deren Übergang in eine anders strukturierte und anders ausgestattete Bundeswehr war ebenfalls abzusehen, dass meine eigene Arbeit - ungeachtet der Aufgabe der fliegerischen Ausbildung - auf der im Westen wohl eher als Wohnzimmertechnik einzuschätzenden Computerbasis niemals zur Anwendung kommen würde, ebenso wie die Diplomarbeiten nahezu aller anderen Offiziersschüler. Am 1.April, als die Diplomarbeiten von unserem Schreibtisch auf den der Kommission wanderten, fiel eine große Last von uns ab. Anders als die Jahrgänge vor uns ereilte uns eine Besonderheit: die meisten von uns weilten nicht zum geplanten, normalerweise im 4.Studienjahr durchzuführenden Truppenpraktikum in den Einsatztruppenteilen. Dieses war großenteils schon den Veränderungen durch die Wende zum Opfer gefallen. Für uns gab es in Brandenburg nun nur noch wenig zu tun; fliegerische Ausbildung war erst in den kommenden Wochen ab Mai 1990 angesetzt. Wir schlugen unsere Zeit in Brandenburg tot, diesmal nicht nur im übertragenen Sinne. Die Wende hatte uns ereilt und bot vielerlei neue Möglichkeiten. Die Anarchie in der NVA hatte bereits ihren Lauf begonnen.

Die Verteidigung der Diplomarbeiten war für die letzten Wochen des Studiums vorgesehen. Im Juli 1990 trat jeder einzelne von uns noch einmal vor eine Kommission. In einer guten Stunde hatten wir unsere Arbeiten dem Gremium vorzustellen, dessen wohlwollend-bohrende Fragen zu beantworten - uns also zu verteidigen. Zweifellos ist es den meisten Offizieren der Kommission (vor uns saßen 2 oder 3 Offiziere der Sektion 4 und des HAG-35, in Ausnahmefällen auch einmal mehr und Vetreter der OHS) schwer gefallen, sich die umfangreichen Arbeiten (immerhin galt ein Umfang von 70 Seiten als Standard; auch größere Arbeiten gab es, ich kam z.B. nicht unter 100 Seiten zurecht) anzusehen und perfekt zu durchleuchten - aber genau dies ist die Voraussetzung, um die Arbeit richtig einschätzen zu können. Und so dem Diplomanden eine faire und professionelle Chance zur Verteidigung seines Werkes zu geben.

In meinem eigenen Falle, als sich in der Kommission zwei gewichtige, in der Navigation erfahrene - da ehemalige Flieger - Offiziere der Sektion 4 einfanden und meinen Mentor, Oberst Zahl an ihrer Seite hatten (wenn auch nicht mit dem benotenden Einfluss), wurde meine Arbeit nach allen möglichen Kriterien auseinander genommen. Natürlich wurde auch ich gemessen an den zahlreichen ausgearbeiteten navigatorischen und flugsicherungstechnischen Einzelheiten am Flugplatz Rothenburg. Einzelheiten, die ich während meiner zurückliegenden Recherchen nur unzureichend erfuhr und welche ich im Zuge der Erstellung einer Ordnung zum Fliegen mit Hubschraubern am Flugplatz Rothenburg nur als unabdingbare Notwendigkeit, nicht als Hauptthema meiner Arbeit betrachtete. Einige Fehleinschätzungen musste ich mir nachsagen lassen - an den mir verborgenen Kenntnissen der beiden, selbst am Platz Rothenburg geflogenen Offiziere kam ich nicht vorbei.

An dieser Stelle hätte ich mir eine bessere Unterstützung durch meinen Mentor im Vorfeld gewünscht. Zweifellos ist genau dies nicht immer einfach gewesen; den Geschwaderkommandeur um ein Gespräch zu ersuchen klappte stets nur über dem Umweg seiner Sekretärin und war mit recht langen Wartezeiten verbunden. Allerdings war meine Situation, gemessen an anderen Offiziersschülern, deren Mentoren beispielsweise in Bautzen Dienst taten, noch relativ gut; ein Informationsaustausch mit meinem Mentor konnte in aller Regel auch irgendwie kurzfristig organisiert werden.

Meine im Anschluss an die navigatorischen Grundlagen diskutierte Softwarelösung ist bei der Kommission auf großes Wohlwollen gestoßen und hätte zukünftig amtierenden Flugleitern im HAG eine große Hilfe bedeutet. Zwar sah ich mit einem tränenden Auge bereits das Verschwinden in einer Schublade ohne Option zum Öffnen, jedoch verteidigte ich - wie wohl jeder Student dieser Welt - das Produkt meiner tausend Stunden umfangreichen Arbeit, als ginge es um Leben und Tod.

DiplomzeugnisDiplomzeugnisMit den zur Verfügung stehenden Mitteln der (nicht leistungsfähigsten) Computertechnik hatte ich das Beste gemacht; bis zu diesem Zeitpunkt war ich auch von einer hohen Qualität der Software überzeugt, nutzte sie doch zahlreiche technische „Schlupflöcher“, um eine praktikable Geschwindigkeit auf den KC-85/3 zu erzielen, eben optimal abgestimmt auf die gängige Praxis in der DDR-Computertechnik. Dass es bereits wenige Wochen später anders kommen sollte und auch die dereinst ehemalige DDR mit XTs und ATs überschüttet würde, bei deren Betriebssystemen man erheblich offener und kompatibler programmieren musste, war bis dahin völlig egal - und unbekannt.

Die Kommission erkannte mir nach der Verteidigung meiner Arbeit - unter Abzug von kleineren Schwächen - für diese das Prädikat Sehr gut zu.

Damit war für mich selbst der letzte Schritt zum Abschluss der Ausbildung getan. Nun wartete nur noch die Ernennung zum Leutnant auf uns. Natürlich wurde auch diese völlig anders, als sie die Ausbildungsjahrgänge vor uns erlebt hatten.